Donnerstag, 11. September 2008
Filme zum 11.09. und den Folgen ...
Fahrenheit 9/11 - Die letzten Minuten im WTC - The Guys - Auf ewig und einen Tag
Michael Moore`s Fahrenheit 9/11 (2004)

September 2001, der ungeliebte Präsident ist erst seit ein paar Monaten im Amt, als die Attentate auf das World Trade Center die Welt erschüttern. George W. Bush und das Pentagon beginnen eine Politik der Vertuschung und Verleumdung, die geradewegs in den zweiten Irak-Krieg führt. In Interviews und Nachrichtenbildern, mit Hilfe von Originaldokumenten und geschickt montierten Sequenzen zeichnet Michael Moore ein Bild der Machenschaften des Bush-Clans und dessen Washingtoner Hintermänner.

Erst einmal hat Michael Moore die US-Geschichte nicht erfunden oder neu geschrieben. Die Präsidentenwahl durch den Gerichtshof 2000 ist als absolut umstrittenes Wahlergebnis ebenso in die Geschichte eingegangen wie die geschäftlichen Verbindungen zwischen Amerika und der späteren Terroristen Bewegungen im Nahen Osten. Natürlich montiert und bewertet Moore vorhandenes Archiv Material provokant, sarkastisch und auch polemisch. Er stellt Fakten und Thesen bewusst in einen subjektiven Kontext und verspottet den US-Präsidenten. Das ist genauso legitim wie von der anderen Seite triumphale Werbefilmchen in eigener Sache produziert werden. Die Absicht, die Wiederwahl des US-Cowboys negativ zu beeinflussen, war offensichtlich zu kurzsichtig. Noch lächerlicher ist allerdings die seltsamen These der Moore-Hasser, er habe die Wiederwahl mit diesem Projekt noch forciert. Das überbewertet die Macht des Michael Moore noch mehr als er selbst es vielleicht für möglich gehalten hätte ...
Da die Film-Bewertung in solch einem Fall schnell zum politischen Statement wird (und auch offensichtlich zu Diskussionen mit den falschen Leuten führt), möchte ich mich einfach neutral halten. Auch wenn "Fahrenheit 9/11" in dieser Form nicht nur legitim ist, sondern sogar seine Berechtigung hat - und sei es nur dass er zu Fragen anregt.
Bewertung: 5/10 (Moviepilot Prognose 7)




9/11 - Die letzten Minuten im World Trade Center (2006)

Am 11. September 2001 blickt die ganze Welt auf die beiden Türme des World Trade Center in New York. Fernsehzuschauer in der ganze Welt verfolgen live, wie zwei Flugzeuge im Abstand von 17 Minuten in die Wolkenkratzer rasen. Doch das Schicksal der Menschen, die im Nord- und Südturm der Wolkenkratzer gefangen sind, bleibt der Weltöffentlichkeit verborgen. Zum ersten Mal zeigt das bewegende Doku-Drama "9/11 - Die letzten Minuten im World Trade Center" die menschliche Tragödie in den Zwillingstürmen ...

"9/11 - Die letzten Minuten ..." ist ein emotionaler Fernsehfilm über das Schicksal der Menschen im WTC. Er ist einerseits Semi-Dokumentation mit Interviews, erklärenden Computeranimationen und Originalaufnahmen (inkl Ausschnitten der RTL-Nachrichten) und andererseits Melodrama mit aufwendig nachgestellten Spielszenen über einige Einzelschicksale. Der Film bedient sich der üblichen Mittel eines TV-Doku, um das Publikum zu emotionalisieren. Trotzdem wird er nie zu rührselig oder gar peinlich, sondern funktioniert als erschütterndes Drama - und erinnert auf seine Weise an die erschreckenden Ereignisse, die die Welt für einige Stunden stillstehen ließen.
Bewertung: 7,5/10




The Guys (2002)

Kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hilft die New Yorker Journalistin Joan (Sigourney Weaver) dem Feuerwehrmann Nick (Anthony LaPaglia), Nachrufe auf dessen verstorbene Kollegen zu verfassen. Während die Zusammenarbeit Joan dabei hilft, ihre Ohnmacht gegenüber der schieren Unglaublichkeit der Ereignisse zu überwinden, bahnt sich Nick durch das Schreiben erst einen Weg in sein zuvor durch professionelle Härte versperrtes Innerstes. Nach und nach baut sich zwischen den so verschiedenen Menschen eine ungeahnte Intimität auf.

"The Guys" erzählt die authentische Geschichte einer New Yorker Journalistin und ist damit der erste Spielfilm zum Thema des New Yorker Terroranschlages, was man ihm allerdings auch in jeder Szene anmerkt. Er ist insgesamt äußerst "befangen", und versucht in Bilder zu fassen, was viele zu dem Zeitpunkt noch gar nicht verarbeitet haben. Das geht allerdings schnell zu Lasten des Erzählflusses, weil nach einer halben Stunde eigentlich alles schon erzählt ist. Der Rest ist reine Trauerarbeit auf Hollywood`sche Art. Es gibt keine Entwicklung der Figuren und keine Bewegung in der eigentliche Geschichte; es wird nur das amerikanische Trauma und die Fassungslosigkeit anhand zweier Personen dargestellt, was sich allerdings inhaltlich irgendwann einfach wiederholt. Dafür kann man den Machern aber nicht einmal einen Vorwurf machen. Die Zeit war einfach noch nicht reif, um mit einer gewissen Distanz aus dem Thema eine wirklichen Kinofilm zu machen.
Bewertung: 4/10




Auf ewig und einen Tag (2006)

11. September 2001: In Deutschland verfolgt der Broker Jan Ottman (Heino Ferch) vor dem Fernseher zutiefst geschockt den Terrorangriff auf das World Trade Center in New York. Sein bester Freund und Geschäftspartner Gregor Luckner (Fritz Karl) ist im brennenden Nordturm. Jan fühlt sich schuldig, weil er Gregor nach New York geschickt hat. Die beiden scheinen nun den Preis für ihren egoistischen Traum nach Geld und Ruhm zu bezahlen, ein Traum, der die seit ihrer Jugend währende Freundschaft immer stärker belastete. Jan kann und will einfach nicht glauben, dass sein Freund Gregor tot sein soll und macht sich auf die Suche nach ihm. Er lässt die gemeinsame Vergangenheit noch einmal Revue passieren. Sie waren zwei idealistische, aber auch völlig unterschiedliche Jungen: Der eine, Sohn des Spielefabrikanten Luckner (Henry Hübchen), dem reichsten Mann im Ort, der andere arm und Sohn einer überforderten, allein erziehenden Mutter... Über drei Jahrzehnte wird die gemeinsame Vergangenheit von Jan und Gregor erzählt, Jahre, während der sich beide immer mehr entfremden und schließlich fast verlieren. Die schicksalhaften Ereignisse des 11. Septembers führen Gregor vor Augen, wie wichtig seine eigenen, fast in Vergessenheit geratenen Träume und auch die Freundschaft zu Jan für ihn sind. Für immer und ewig und einen Tag …

"Er ist ein Idiot, aber er ist dein Freund - und er möchte dich um Verzeihung bitten!" Diese Freundschaft ist das Kernstück des ZDF Fernsehdramas, das nach bekannten Formeln um eine historische Begebenheit (dieses Mal der 11.09.) gesponnen wurde. Das macht sich auch anfangs ziemlich gut. Während die Protagonisten in der Gegenwart zittern im Anblick der Katastrophe in New York, wird ihr Kennenlernen in den 70ern dargestellt. Enno Hesse und besonders Ludwig Trepte als mißratener Sohn überzeugen in ihren Rollen als Jungen. Die Entwicklung dieser (wie betont wird: rein heterosexuellen) Freundschaft emotionalisiert und bewegt den Zuschauer. Jetzt fehlt nur ein packender Abschluß und der Film wäre ein gelungenes Fernsehereignis ...
Leider hat aber das ZDF einen Zweiteiler aus dem Film machen müssen und im zweiten Teil die Entwicklung der Jungs zu Börsenjunkies der 80er aufgearbeitet. Damit kommt Langeweile auf, die Wall Street Story weiß ebenso wenig zu überzeugen wie die Dreiecksgeschichte. So interessiert am Ende nicht einmal mehr die Auflösung der eigentlichen Geschichte am 11.09., die im übrigen auch ziemlich hölzern und uninspiriert (mit Zeitsprung) hinterhergeschoben wird.
Bewertung: 6/10


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