Freitag, 5. September 2008
'Wanted' - James McAvoy im Action-Rausch


Wesley Gibson (James McAvoy) lebt seinen persönlichen Albtraum: Er hat einen langweiligen Bürojob, wird dort von seiner Vorgesetzten schikaniert, sein Kontostand bewegt sich nahe am Nullpunkt und seine Freundin betrügt ihn mit einem verhassten Kollegen. All das ändert sich, als er in einer Apotheke von der mysteriösen Fox (Angelina Jolie) angesprochen wird. Sie behauptet, er sei der Sohn eines legendären Auftragskillers, der gerade erst erschossen wurde – nur um ihn Sekunden später vor eben dessen Mörder, genannt Cross (Thomas Kretschmann), zu beschützen. Fox bringt Wesley zu Sloan (Morgan Freeman), dem Anführer der Bruderschaft, einer Jahrhunderte alten Vereinigung von Auftragsmördern. Sloan bietet Wesley an, ihn auszubilden, damit er Rache für den Mord an seinem Vater nehmen kann. Wesley willigt ein und macht schon bald Jagd auf Cross, der es ebenfalls weiterhin auf Wesley abgesehen hat …
Quelle: www.filmstarts.de


"Wanted" ist das Testosteron-geladene Hollywood-Debüt von Timur Bekmambetow, der zuvor mit seiner "Wächter"-Saga weltweit für Furore gesorgt hatte. Für den Action-Kracher zog der russische Regisseur alle Register, die die Tricktechnik des aktuellen Kinos nur hergibt: hektische Schnitte, extreme Slow-Motions und im Gegenzug Highspeed-Zeitraffer, wie man sie seit "Matrix" aus unzähligen Filmen kennt. Nur selten wurden solche Effekte allerdings so extensiv genutzt wie in dieser Comic-Verfilmung. Allerdings bietet der Regisseur beim genauen Hinsehen nur Variantionen der intensiven Trickszenen seiner russischen Filme.
Parallelen finden sich auch bei den Motive der (ohnehin knapp gehaltenen) Story. "Die Anderen sind Soldaten mit besonderen Fähigkeiten im ewigen Krieg"; das ist nicht nur der Beginn der Mythologie um die "Wächter", sondern beschreibt ebenso den Background der Bruderschaft mit Namen "Bruderschaft" (nach Samuel Jacksons "Roland" in "Jumper" die dämlichste Namensgebung der letzten Zeit). Auch das Motiv "Ein Leben gegen das von Tausenden", mit dem die Killer ihren blinden Gehorsam rechtfertigen, findet man wörtlich im "Wächter der Nacht" wieder. Das wirkt dann so als habe ein US-Produzent die "Night Watch" Reihe gesehen und sich gesagt "Das will ich auch haben!" Und genau das hat er bekommen.
Natürlich wirken solche Gedanken fast anmaßend bei einem Highspeed Popcorn Spaß auf derartigem Niveau. Auch die Logik würde nicht nur wegen der wissenschaftlichen Unmöglichkeiten und den offensichlichen Klischees einer näheren Überprüfung kaum standhalten, sofern man auch nur einmal Zeit hätte darüber nachzudenken. Dass dieser Action-Kracher trotzdem weit über dem Niveau eine "Shoot`em up" rangiert, liegt an einer Regie, die die Geschichten (und damit den Zuschauer) ernst nimmt - als wäre es das Normalste wenn man die Patronen des Gegners durch eigene Schüsse aufhält.
Entscheidend für die Glaubwürdigkeit des Films ist seine herausragende Besetzung, wobei insbesondere Charakterdarsteller James McAvoy den Unterschied macht, der seine Figur in die Nähe von Edward Norton in "Fight Club" bringt und damit eine Dimension erreicht meilenweit entfernt von durchschnittlichen Filmen des Genre. Angelina Jolie als Fox muss dagegen lediglich ihr Tomb Raider Babe Image variieren, was sie allerdings (zur Freude des - vor allem männlichen - Zuschauers) mit merklicher Begeisterung tut . Auch Morgan Freeman bedarf inzwischen nur noch ein routiniertes Spiel, um mit seiner Präsenz die Leinwand zu füllen. Hinzu kommt der Deutsche Thomas Kretschmann als abtrünniger Killer, der dem Film einen unerwarteten Twist gibt ("Star Wars" lässt grüssen ...).
Trotz des maximalen Unterhaltungswert muss man politisch korrekt dem Film aber auch die massive Darstellung von Gewalt und Mord als Selbstverständlichkeit ankreiden, die sich nicht nur aus dem Job als eiskalter Profi-Killer oder der expliziten Darstellung des Tötens durch tricktreiche Kameraverfolgung des Kugeleinschlages ergibt. Dass bei einer der aufregendsten Szenen des Films ein mit Menschen überfüllter Zug rettungslos in den Abgrund stürzt, um den Protagonisten einen atembraubenden Showdown zu ermöglichen, scheint niemanden weiter zu interessieren. Aber so ist das moderne Action-Kino wohl.
Bewertung: 8/10


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'Eagle Eye' - ab 09.10. im Kino

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