Mittwoch, 3. September 2008
Hilary Swank in 'P.S. Ich liebe Dich'
Es war die ganz große Liebe. Holly (Hilary Swank) und Gerry (Gerard Butler) wollten ihr Leben miteinander verbringen. Doch es kommt anders: Gerry stirbt und Holly, erst 29 Jahre alt, bleibt allein zurück. Auch ihr Leben scheint zu Ende. Sie kapselt sich ab, verlässt das Haus nicht mehr. Doch eines Tages bekommt sie einen Brief... mit Gerrys Handschrift. Es ist der erste von einer Anzahl an Briefen, die Gerry vor seinem Tod verfasst hat. Und in jedem stellt er Holly eine Aufgabe, die sie innerhalb eines Monats zu lösen hat. So beginnt für Holly ein Jahr voller Abenteuer - jedes von Gerry detailliert geplant und unterschrieben mit den Worten "P.S. Ich liebe Dich"...

Nach den vielen Vorschusslorbeeren und dem extremen Erfolg an der Kinokasse habe ich ein weichgespülte Edelschnulze mit viel Taschentuch Mißbrauch erwartet. Bekommen habe ich dieses Stückwerk aus nebeneinander gesetzten Szenen, das sich so gar nicht zu einer fließenden Geschichte entwickeln will. Stattdessen bietet das rüde Rührstück einen Mix aus aufgesetzter Fröhlichkeit, alberner Nebenhandlungen und sentimentalen Rückblenden. Dazu gibt es teilweise selten blöde Dialoge (vor allem von Lisa Kudrow), die in den Ohren schmerzen, sofern die nicht schon taub sind vom nervigen Gekreische der Synchronstimme von Hillary Swank (war die schon immer so?). Allein die Streiterei in den ersten 5 Minuten sind eine Beleidigung für das Gehör und macht nicht nur die Beziehung äußerst unglaubwürdig, sondern auch die Rolle der Holly von Anfang an unsympatisch. Was direkt folgt ist Gute-Laune-Musik, die vom Vorspann zu einer Totenandacht führt, bei dem der eben noch bloßgestellte Mann auf seltsame Weise betrauert wird (und vor allem Lisa Kudrow selten peinlich ist). Schon für diesen verkorksten Anfang sollte man den Film eigentlich mit Ignoranz strafen. Trotzdem gibt es neben vielen peinlichen Szenen immer wieder Momente, die den Zuschauer auflachen lassen oder auch berühren. Mit einer großartigen Kathy Bates und einem dann doch versöhnlichen Ende zeigt sich letztendlich durchaus das Potential, das der Film gehabt hätte, wenn man sich etwas mehr Mühe gegeben hätte mit einem gradlinigeren Drehbuch und einer weniger unsicheren Regie.
Bewertung: 4,5/10


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Alek Keshishians 'Love and other Disasters'
Die quirlige Amerikanerin Jacks (Brittany Murphy) arbeitet in London für die britische Vogue. Während sie mit ihrem Mitbewohner Peter (Matthew Rys) – ein schwuler und erfolgloser Drehbuchautor – sehr glücklich ist, sieht es in ihrem Liebesleben weniger gut aus. Denn nach wie vor trifft sie sich mit ihrem Ex-Freund, den sie nicht liebt und verzweifelt an den Heteros, die ihr über den Weg laufen. Doch dann trifft sie Paolo (Santiago Cabrera), einen hinreißenden und – nach Meinung Jacks – schwulen Fotografen. Begeistert will sie Paolo mit Peter verkuppeln, ohne zu merken, dass Paolo längst ein Auge auf sie geworfen hat.

Bei all den belanglosen Romantic Comedy Schnulzen der letzten Zeit ist Alek Keshishian mit der Verfilmung seines eigenen Drehbuches eine echte Überraschung gelungen. Zwar bedient sich auch "Love and other Disasters" der üblichen Klischees einer Verwechlungskomödie, allerdings mit soviel Ironie und Charme, dass die Pseudo Konflikte gar nicht negativ auffallen, sondern im Gegenteil sogar richtig komisch sind. Man merkt dem Film wohltuend an, dass er fernab der Hollywood Studios produziert wurde. So versprüht er neben "Sex and the City" Feeling auch den bizarren Charme des französischen Films und bedient sich gleichzeitig in vielen Szenen am britischen Humor. Dass man den Darstellern (insbesondere Brittany Murphy als Holly "Breakfast at Tiffany’s" Golightly Homage) den Spaß an ihren emotional-witzigen Rollen anmerkt, kommt dem Gesamteindruck dabei ebenso zugute. So werden die Beteiligten dieses Hetero-Homo-Verwechslungsspiels nicht zu Abziehbildern, sondern zu menschlichen Figuren, mit denen der Zuschauer gerne mitleidet und mitfiebert. Und spätestens beim ironisch-kitschigen Hollywoodende im Vergleich zum "wirklichen" Schluß merkt man, was den Unterschied zu der typischen US Fließbandware ausmacht.
Bewertung: 7,5/10


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Brad Renfro in 'Happy Campers' (2001)
Im Feriencamp "Bleeding Dove" erwarten die selbst noch im Jugendalter befindlichen Betreuer ihre Kinderschar. Campleiter Oberon fürchtet nichts so sehr wie sexuelle Annäherungen, doch zum Glück legt ihm ein Blitzschlag das Handwerk, bevor er seine Hitlerjugend-Visionen in die Tat umsetzen kann. Danach sind der experimentellen Selbsterfahrung Tor und Tür geöffnet, lernen die einen, was Liebe, und die anderen, was Verantwortung bedeutet. Der eine oder andere Streich sorgt dafür, dass die Gemüter nicht zu sehr erhitzen.

Ist das hier nur eine weitere Ami-Camp-Klamotte oder schon eine Persiflage auf das blödsinnige Genre? Immerhin kann der Regisseur Daniel Waters auf verfasste Drehbücher u.a. zum Kultfilm "Heathers" und gar "Batman Returns" verweisen. Trotzdem sieht sein Film von 2001 aus wie "American Pie goes Camping" auf Ecstasy (und deshalb mit Wald im verzerrten Blaulicht *g*).
Fürs normale Gemüt mag der Film unerträglich sein mit seinen platten Dialogen und den sexhungrigen Verwirrungen der Betreuer (und alles live vor den Minderjährigen und damit Schutzbefohlenen). Wer aber alle Folgen von "American Pie" und auch "Eis am Stiel" verkraftet hat, wird sich auch über dieses vorpubertäre, aber ziemlich abgedrehte Machwerk herrlich amüsieren können. Ausserdem gibt es Brad Renfro zu sehen in eine seiner wenigen Hauptrollen.
Bewertung: 7/10


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Blutrache - Dead Man's Shoes (2004)
Die letzten fünf Jahre kämpfte Richard für das Vaterland bei einer Kommandoeinheit im Orient. Jetzt kehrt er heim ins verregnete englische Kleinstädtchen, wo die örtlichen Gaunerclique im obligaten Vollrausch dem kleinen, geistig zurückgebliebenen Bruder übel mitspielte. Richard hat keine Lust, sie damit davon kommen zu lassen, und nimmt die Quälgeister seines Bruders einen nach dem anderen ins Visier, um sie zu ängstigen, vor ihren Freunden zu demütigen und nacheinander ins Jenseits zu befördern.

Der Low Budget Film von Shane Meadows ("This is England") verbindet englische Rohheit mit einer Rache Story am Rande der Assozialität. Die Erzählperspektive konzentriert sich dabei größtenteils auf die ziemlich heruntergekommene Truppe und ihre Angst, während der Unbekannte zumeist nur Auftritte als gefühlloser Racheengel hat. Dass zwischendurch immer wieder Flashbacks und Szenen im Drogenrausch eingestreut werden, unterstreicht den typisch englischen Flair, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Motivationen nur sehr flüchtig gezeichnet und offensichtlich der Gewalt untergeordnet sind. In Hollywood hätte man daraus vielleicht noch einen coolen Streifen mit Kultcharakter geschnitten. Hier wirkt das Ganze nur ambitioniert, grobschlächtig und - dramatisch mit Choralen unterlegt - fast schon peinlich.
Bewertung: 3/10


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