Donnerstag, 23. Oktober 2008
Lars und die Frauen
Der schrullige Einzelgänger Lars lebt in einer Garagenwohnung des Anwesens seiner verstorbenen Eltern. Aus heiterem Himmel überrascht er seinen Bruder Gus und dessen schwangere Ehefrau Karin mit der Ansage, er habe sich in eine an den Rollstuhl gefesselte, ehemalige Missionarin aus Brasilien namens Bianca verliebt - die sich als lebensgroße Sexpuppe entpuppt. Auf Anraten der örtlichen Psychologin spielen nicht nur Gus und Karin, sondern auch die übrige Gemeinde die Scharade mit.

Der nette Junge, der sich vor menschlichem Körperkontakt scheut und sich deshalb eine Gummipuppe als Freundin zulegt. Als Zuschauer muss man das erst einmal akzeptieren, zumal alle Bekannten aus Sympathie das Spiel von Lars mitspielen, obwohl er offensichtlich psychische Defizite hat. Trotz der Abwegigkeit wird diese Ausgangssituation von den Beteiligten glaubhaft dargestellt, wobei besonders Ryan Gosling nach "Half Nelson" eine erneut großartige Vorstellung bietet. So einfühlsam und überzeugend die skurile Geschichte aber auch erzählt wird, so banal und nichtssagend bleibt der Film letztendlich. Erwartet man über die ungewöhnlich schräge Ausgangslage hinaus etwas wirklich witziges mit Gummipuppen, dann sollte man lieber wieder den "Puppenmord" von 1989 entstauben.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 8)


... link (0 Kommentare)   ... comment


Benno Fürmann in 'Freunde'
Nach Jahren ohne Kontakt läuft dem desillusionierten Berliner Polizisten Nils (Benno Fürmann) sein ehemals bester Kumpel Tayfun (Erdal Yildiz) wieder über den Weg - und das ausgerechnet bei einer Razzia in einer Kneipe. Eigentlich müsste Nils Tayfun verhaften, doch stattdessen lässt er das belastende Päckchen Heroin kurzerhand verschwinden - mit fatalen Folgen. Denn der "Freundschaftsdienst" fliegt wenig später auf, der Gesetzeshüter verliert seinen Job und muss obendrein noch erfahren, dass seine große Liebe Caro (Christiane Paul) mittlerweile mit Tayfun zusammenlebt.

"Freunde" ist das 2000er Kinodebüt vom späteren Tatort-Spezialisten Martin Eigler ("Schatten der Angst") und gleichzeitig seine Abschlussarbeit für die Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Der Großstadtthriller wirkt sehr stylisch mit seinen für deutsche Verhältnisse ungewöhnlichen Kameraeinstellungen und der permanenten Farbverzehrung ins schmutzige Grau-Grün. Inhaltlich orientiert sich der Film an den amerikanischen Vorbildern zum Thema "Polizeispitzel bei der Drogenmafia". Unterm Strich herausgekommen ist aber ein bedeutungsschwangerer und krampfhaft auf cool getrimmter Film, der sich mit zuvielen Nebenhandlungen überfrachtet, letztendlich jedoch nicht viel mehr hergibt als ein durchschnittlicher Schimanski-Tatort. Und das nicht einmal sonderlich spannend und mit einigen Logik-Löchern.
Bewertung: 3/10


... link (0 Kommentare)   ... comment