Montag, 1. Dezember 2008
Kalt ist der Abendhauch (2000)
Fast ein ganzes Leben wartet Charlotte auf den Mann, von dem sie weiß, dass er der Richtige für sie ist: Hugo, der Mann ihrer Schwester. Sie lebt ihr eigenes Leben, übersteht den Krieg, Ehemann und Liebhaber, wird dreifache Mutter, hat im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiche im Keller und trifft am Ende ihrer Tage, nun schon über 80, ihre große Liebe wieder. Die Erfüllung dieser Leidenschaft liegt in der Bestätigung: Auch Hugo hat - zu spät - erkannt, dass es nur eine wirkliche Liebe in seinem Leben gab.

Wird das Ingrid Noll-Buch von 1996 noch als Kriminalroman bezeichnet, ist die Verfilmung ein generationsübergreifendes Melodram, das von der Jugend der Hauptfigur Charlotte erzählt und dabei manches Drama vor geschichtlichem Hintergrund zeigt. In der Gegenwart angekommen schwankt die Geschichte um die rüstige Rentnerin und der Begegnung mit ihrer Jugendliebe zwischen Tragik und liebevolle Farce. Wirkt die Richtung des Films insgesamt etwas unstet und sprunghaft, machen das die schauspielerischen Leistungen der Darsteller, Fritzi Haberlandt und August Diehl als junges sowie Gisela Trowe und Heinz Bennent als altes Paar, wieder wett. Regisseur Rainer Kaufmann ("Die Apothekerin") ist auf jeden Fall ein warmherziges und liebevoll fotografiertes, wenn auch etwas sprödes Zeitdokument deutscher Geschichte gelungen.
Bewertung: 6/10


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