Donnerstag, 20. November 2008
Akte X – Jenseits der Wahrheit
Jahre nach ihren letzten gemeinsamen Ermittlungen führt der Fall einer vermissten FBI-Agentin die Ex-Partner Mulder und Scully wieder zum alten Aufgabengebiet zurück. Während Scully als Ärztin parallel einen todkranken Jungen betreut und auf die Wissenschaft setzt, folgt Mulder seinem Instinkt und dem Glauben an das Übernatürliche. So vertraut er auch einem gefallenen Priester, der als Medium nicht nur eine Spur zu der verschleppten Agentin gefunden haben will, sondern das FBI auch zu grauenhaften Funden im Eis führt, die damit in Zusammenhang stehen.

Ich rekapituliere: vor sechs Jahren wurde vor allem Mulder wegen einer Verschwörung vom FBI durchs Land gejagt. Eine ganze Berg Landschaft wurde in die Luft gesprengt, um ihn und Scully zu beseitigen, und das Ende deutete an, dass man Muder für tot halten sollte. Und jetzt wird er einfach so vom FBI reaktiviert, weil irgendeine dem Zuschauer nicht bekannte Agentin verschwunden ist und ein zotteliger Hellseher mit pädophiler Vergangenheit wirr durch die Schneelandschaft rennt. Ist das jenseits der Wahrheit?

Dafür holt man mal eben einen Menschen, der vor Jahren noch ermordet werden sollte? Hätte es nicht gereicht, wenn Doggett und Reyes aus den letzten Staffeln kurz mal vorbeigeschaut hätten? Überhaupt was ist mit all den Figuren aus dem "X-Files"-Universum geschehen, von denen einzig Direktor Walter Skinner einen kurzen Auftritt bekommt? "Akte X" war eine der erfolgreichsten Serien der 90er, deren Einfluß die Serienlandschaft noch bis heute geprägt hat. Wenn man nach sechs Jahren mit großem Knall auf die Kinoleinwand will, dann erwartet der Zuschauer doch all das was den Erfolg der Serie ausgemacht hat - Mysterium, Verschwörung, Übernatürliches - und zwar kinogerecht im Großformat.

Stattdessen liefert uns Chris Carter hier nicht mehr als eine unterdurchschnittliche XL-TV-Folge über Organhandel (was es bereits in einer Folge namens "Höllengeld" wesendlich spannender und auch mystischer gab). Ausserdem arbeitet Scully in einem katholischen Krankenhaus, in dem ein lebensbedrohlich erkrankter Junge durch experimentelle Behandlung vielleicht geheilt werden kann, was aber mit dem anderen Fall nicht weiter zu tun haben scheint, ausser dass er Scullys ethische Selbstzweifel zeigt. Dazu mischt Carter okkulten Wirrwarr, der ablenkt und für noch mehr Unverständnis sorgt, aber für den Zuschauer nicht wirklich eine Bedeutung bekommt. Letztendlich scheitert der ganze Fall nicht nur als "Akte X" Revival, er funktioniert nicht einmal als halbwegs spannender Thriller, weil er unglaubwürdig, austauschbar und genau deshalb sogar langweilig ist. Da sollte man sich lieber einen "Best-Of" Abend machen mit den Highlights der Serie. Und das ist diesseits der Wahrheit!
Bewertung:3/10


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