Dienstag, 25. November 2008
Chance` Highschool Abenteuer
Weil sein ehrgeiziger und erzreaktionärer Vater gerade mal wieder einen Tapetenwechsel im Dienste der Army verordnet bekam, sieht sich Chance gezwungen, die Schulbank an einer internationalen High School "irgendwo in Europa" zu drücken. Dort macht sich der offen homosexuelle Teenager mit exaltiertem Gehabe und frechen Wiederworten bald jede Menge Feinde unter dem örtlichen Sportskanonenpöbel, gewinnt aber auch das Herz eines ausgerechnet zu dieser Clique zählenden Fußball- und Gitarrenspielers.

Die 80er waren wild, so deutet zumindest der Erzähler aus dem Off an. Zwar erinnert die Machart des "Coming-of-Age"-Films (ohne wirkliches Abenteuer) durchaus an John Hughes Filme der damaligen Zeit ("Breakfast Club"). Trotzdem könnte der Film genauso gut im Heute spielen, zumal die Hauptfigur ohnehin durchgehend durch sein zeitlos schräges Outfit auffällt.
Darüber hinaus liefert der Film von allen Highschool-Geschichten ein bißchen, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. So scheinen die meisten Figuren nur Abziehbilder ihres Klischees, ohne dass die Rollen überzeugend ausgearbeitet sind. Demzufolge wirken die Handlungen nicht wirklich glaubhaft, sondern nur derart oberflächlich, dass es nicht einmal richtig witzig ist (z.B. der ein bißchen militante Vater).
Selbst das scheinbar plötzliche Interesse von Chance (Tad Hilgenbrink - Matt Stifler aus "American Pie 4") für die Travestie, das sofort von der alten Transe erkannt wird, muss man einfach als gegeben hinnehmen. Auch der Wandel von Nachbar Levi (Sweety Brett Chukerman aus "Eating Out 2") vom Freund zum Gegner und zurück ist derart übertrieben sprunghaft, dass man sich nur wundern kann. Nur gut, dass der abschließende Kuss durch ironischen Bruch in der Handlung als mögliche Fantasie dargestellt wird, sonst wäre der Film endgültig im unglaubwürdigem Kitsch untergegangen. Von dieser Ironie hätte es aber mehr bedurft, um den Film als richtig gut und witzig zu bezeichnen.
Mit der Oberflächlichkeit der Story ist die Low Budget Produktion aber weder "Pretty in Pink" noch "American Pie" und schon gar nicht "Another Gay Movie", sondern einfach nur seichte Unterhaltung zum "ein bißchen Wohlfühlen". Wenn die Jungs noch mehr singen würden, könnte sie aber durchaus als "High School Musical" für Schwuppen durchgehen.
Bewertung: 6,5/10


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Fleisch ist mein Gemüse
Heinz Strunk hat's nicht leicht im Leben. Aufgewachsen mit einer schwerkranken Mutter im Hamburger Arbeiterviertel Harburg, muss sich der junge Mann mit einer bestialischen Akne herumplagen. Als talentierter Saxophonspieler landet er bei der Tanzkapelle "Tiffanys" und wirft fortan auf Schützenfesten und Dorfhochzeiten seine musikalischen Perlen vor die Säue. Während das Volk nach Schlager-Schmankerln lechzt, bastelt der scheue Heinz an seiner Karriere als Musikproduzent. Erfolglos. Bis die kesse Jette in sein Leben tritt.

"Fleisch ist mein Gemüse" versprüht in jedem Moment norddeutsche Gediegenheit, die man sonst nur aus den Frühwerken von Detlev Buck ("Karniggels") kennt. Tanzveranstaltungen, Spielmannszug und dörfliche Spießigkeit, wie man sie wohl noch heute dort finden wird, auch wenn der Film die trashigen 80er darstellen soll. Die Handlung bricht allerdings immer wieder aus der ländlichen Beschaulichkeit aus, um in voller Ernstigkeit gnadenlos absurde Anekdoten loszulassen. Wenn der Film das Darsein als Tanzkapelle persifliert, verliert er zudem immer wieder die eigentliche Handlung aus den Augen. Auch die permanenten Unterbrechungen durch den Erzählers als Jägermeister-tauglichen Hirsch-Ersatz an der Wand (übrigens der Ich-Autor des Romans selbst) bremsen den Spannungsbogen und führen die Geschichte derart ins Surreale, dass man am Ende nicht mal mehr genau weiß, was wahr und was Traum ist. Das hinterläßt beim Zuschauer letztendlich den Eindruck: "Lustig wars ja schon, aber was sollte das jetzt alles?"
Bewertung: 5,5/10 (Moviepilot Prognose 7)


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Asterix in Amerika (1994/2003)
Gaius Julius Cäsar, Imperator des Römischen Weltreichs, hat genug von den unbeugsamen Galliern und läßt kurzerhand den entführten Druiden Miraculix "ans Ende der Welt" transportieren. Da sich dort bekanntlich Amerika befindet, müssen sich Asterix und Obelix auf eine Rettungsfahrt in die Neue Welt begeben, um den Produzenten des begehrten Zaubertrankes vom Marterpfahl ortsansässiger Rothäute zu retten.

Mit dem Charme der ersten Asterix-Filme und den einfallsreichen Witz der späteren Verfilmungen ("Asterix erobert Rom") hat diese Machwerk von 1994 nicht mehr viel zu tun. Offensichtlich wussten die Autoren weder mit den bekannten Motiven (die Römer, die Piraten etc) noch mit neuen Themen wie den Indianer etwas anzufangen. Sowohl Miraculix`s Entführung als auch die Helden mit Halluzinationen wurden als Handlungsstränge zur Genüge in den Vorgängern genutzt. Die Original Tonspur kann mit Harald Juhnke, Peer Augustinski und Ottfried Fischer als Sprecher wenigstens noch große Namen vorweisen, die die platten Dialoge mit Leben füllen. Ganz gruselig ist allerdings die schwuchtelige "Schwörer-Deutsch" Nachvertonung von 2003 mit den Vollpfosten Erkan & Stefan als Asterix und Obelix. Das geht mal so gar nicht!
Bewertung: 2,5/10 (Moviepilot Prognose 6,5)


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