Donnerstag, 6. November 2008
Brügge sehen ... und sterben ?
Nach einem Mord mit tragischen Nebenwirkungen schickt Gangsterboss Harry seine Killer Ray und Ken zum Abtauchen nach Brügge. Für den explosiven Ray ist der Zwangsurlaub eine Strafe, für den besonnenen Ken ein Segen. Er genießt die Kultur, während Ray Touristen beschimpft. Milder wird er, als er Chloe kennenlernt, die er zufällig auf dem Set eines Films trifft. Als sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden Männern entwickelt, erteilt Harry einem von ihnen einen neuen Auftrag, der für den anderen tödlich enden soll.

"In Bruges" ist ein skuriler Film. Allein der sperrige deutsche Titel wirkt schon ungewöhnlich. Zugleich weckt die Werbung die Erwartung an einen Gangsterfilm der Art von Tarrantino (als er solche Filme noch gemacht hatte) oder Guy Richie (als er überhaupt noch Filme machen konnte). Nichts von alledem ist erst einmal wahr. Auch wenn die beiden Hauptdarsteller Auftragskiller sind, nimmt der Film sich ziemlich viel Zeit für die Sehenswürdigkeit Brügge und zahllose schwarzhumorige Dialoge zwischen den Handelnden und ebenso verqueren Nebenfiguren. Großartig dabei das Schauspiel der Darsteller, insbesondere von Colin Farrell, der konsequenz den etwas naiven Ray gibt und damit zeigt, dass er mehr kann als nur irischer Saufbold mit riesigem Gehänge zu sein. Anfangs baut sich "In Bruges" noch sehr gemächlich auf, um all den Figuren und auch dem Ort selbst Raum zu geben, ohne auch nur eine Minute zu langweilen. Dann nimmt er aber gewaltig an Fahrt zu und mündet in ein Finale, dass derart unerwartet erscheint, weil es eigentlich konsequenz angekündigt war; die Story entwickelt sich doch noch zum blutigen Gangsterfilm, den man längst schon abgehakt glaubte. Diese Wende in der Geschichte kommt dann doch recht überraschend für den Zuschauer. Ich empfand sie sogar als ziemlich verstörend, was sich schließlich unbewusst negativ auf meinen Gesamteindruck ausgewirkt hat - eigentlich völlig unberechtigt wie ich anführen muss. Schließlich ist "Brügge sehen... und sterben?" ungemein witzig, schräg und eben nicht Unterhaltung von der Stange, wie sie Hollywood die letzten Jahre viel zu oft abliefert.
Bewertung: 7,5/10 (Moviepilot Prognose 8)


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