Freitag, 10. Oktober 2008
The Happening
Aus heiterem Himmel beginnen Menschen in New York Selbstmord zu begehen. Suizide in anderen Städten des US-Nordostens folgen. In Philadelphia wird der Unterricht an den Schulen unterbrochen, und Lehrer Elliot eilt nach Hause, um mit seiner Frau Alma, ihrem Freund Julian und dessen Tochter aufs Land zu fliehen. Um Elliots Ehe ist es nicht zum besten bestellt, aber zum Streit bleibt keine Zeit, denn während der Flucht stellt sich heraus, dass die Menschheit ausgelöscht werden könnte - ohne dass man ahnt, was hinter diesem Ereignis steckt.

Wie kann ein Regisseur nur eine gute Idee derart dilettantisch in den Sand setzen wie M. Night Shyamalan das mit "The Happening" gelungen ist? Die Story und das Treatment hätten das Potential für einen spannenden Öko Thriller gehabt. Leider stimmt aber am Endergebnis so gar nichts. Die Dialoge sind quälend hölzern, die Handlungen willkürlich und die Figuren oberflächlich und unglaubwürdig. Sämtliche Personenkonstellationen funktionieren überhaupt nicht (angefangen bei Mark Wahlbergs Beziehung - oder was auch immer er mit dieser komischen Frau haben mag). Gibt es in Hollywood nicht unzählige Autoren, die dafür bezahlt werden, solange an Stories herumzuschreiben, bis alles zusammenpasst? Und auch jeder Durchschnittsregisseur hätte mehr aus den einzelnen Szenen und den im Grunde hervorragenden Ideen machen können. Unter der Regie eines Routiniers wie Spielberg wäre "The Happening" vielleicht sogar verkitscht durchkalkuliertes aber perfektioniertes Kino geworden ("Krieg der Welten" mit Öko Thematik). Bei Shyamalans Regie hapert es dagegen hinten und vorne an den einfachsten Grundlagen des Filmemachens. Schade um die eigentlich wirklich spannende Geschichte.
Bewertung: 3,5/10 (Moviepilot Prognose 6,5)


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Die Insel der Abenteuer
Für die junge Nim (Abigail Breslin) und ihren Vater ist jeder Tag ein Abenteuer, denn sie leben auf einer geheimnisvollen Insel mitten in den Tropen. Als der Meeresbiologe auf eine längere Expedition aufbricht, bleibt Nim mit ihren besten Freunden zurück: mit dem Seehund Silkie, dem verrückten Leguan Fred und dem mutigen Pelikan Galileo.
Außerdem hat Nim ja ihre Lieblingsbücher der scheuen Autorin Alexandra Rover (Jodie Foster), um sich die Zeit zu vertreiben. Ihr literarischer Held Alex Rover (Gerard Butler) ist der größte Abenteurer der Welt. Als aber ein furchtbarer Sturm über die Insel hereinbricht und Nims Vater auf See vermisst wird, bittet sie Alex Rover, Autor und Held ihrer Lieblingsromane, per Mail um Hilfe ...


"Die Insel der Abenteuer" hat erst einmal eine wunderbare Grundidee: das Mädchen, dass sich ihren Romanhelden zur Hilfe wünscht, bekommt nur die extrem neurotische Autorin. Diese Idee entwickelt das Ehepaar Jennifer Flackett und Mark Levin in ihrem Film-Debüt zu einem buntem Fantasy Abenteuer in schnörkelloser Inszenierung und mit wunderbaren Landschaftsaufnahmen. Einmal mehr überzeugt Jodie Foster in ihrer Rolle, auch wenn ihr Nebenplot um die krankhaft paranoide Autorin manchmal schon fast übertrieben ins Slapstickartige abzurutschen droht. Nett ist auch die Idee, dass Gerard Butler nicht nur den in Seenot geratenen Vater spielt, sondern auch den personifizierten Helden seiner Tochter, der gleichzeitig auch der Autorin als lebensunterstützende Fantasie zur Seite steht. Das kleine Mädel allerdings (dargestellt von Abigail Breslin aus "Little Miss Sunshine") wirkt in ihrem Verhalten ziemlich affektiert. Und wenn sie die Touristen vertreiben will, hat das nicht halb soviel (anarchischen) Charme wie "Kevin - Allein zu Hause". Insgesamt ist die Handlung ziemlich kindgerecht geworden, was den Erwachsenen in solchen Szenen allenfalls ein höfliches Lächeln entlockt. Aber allein Jodie Fosters Szenen sind ein guter Grund, dass auch ältere Zuschauer sich das Abenteuer einmal gönnen sollten.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 6)


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Donnerstag, 9. Oktober 2008
Ridley Scotts 'American Gangster'
Lange Zeit nahm kein Mensch Notiz von Frank Lucas (Denzel Washington), dem Fahrer eines stadtbekannten Gangsterbosses. Nach dem plötzlichen Tod seines Arbeitgebers legt Frank los und erfüllt sich den American Dream auf seine Art. Er steigt im großen Stil in den Drogenhandel ein und erobert die Unterwelt, indem er andere Syndikate mit Dumping-Preisen gnadenlos unterbietet. Das ruft den übel beleumundeten Cop Richie Roberts (Russell Crowe) auf den Plan, der dem schwarzen Emporkömmling auf die Schliche kommt.

Mit seinen stylischen Filmen hat sich Ridley Scott mindestens viermal im Kino-Olymp verewigt ("Alien" - "Blade Runner" - "Thelma & Louise" - "Gladiator"). Davon können die meisten Regisseure nur träumen. Auch viele seine anderen Werke ("Black Rain" - "Black Hawk Down" - "Königreich der Himmel") mögen umstritten sein, bleiben jedoch allein wegen ihrer visuellen Kraft im Gedächtnis. Mit "American Gangster" liefert der über 70jährige Regisseur ein Gangsterepos ab, das erneut mit dynamischen Bildern zwischen schmutzig und edel überzeugt. Allerdings täuscht die routinierte Regie auch darüber hinweg, dass die Geschichte bei 150 bzw 168 Minuten durchaus eine Straffung vertragen hätte.
Auch wenn die Parallelmontage der beiden Hauptfiguren insgesamt etwas willkürlich wirkt, funktioniert der Charakteraufbau bis zum finalen Aufeinandertreffen wesentlich besser als noch in Michael Manns ähnlich aufgebautem "Heat". Das liegt nicht zuletzt an den hervorragenden Schauspielern (neben Denzel Washington und Scott-Spezi Russell Crowe auch Josh Brolin, der demnächst als George Bush zu sehen sein wird). Insgesamt ist Ridley Scott sicher kein erneuter Meilenstein gelungen, aber ein überdurchschnittlicher Gangsterfilm, der zu den ganz Großen des Genre wie "Scarface" zumindest fast aufschließen kann.
Seltsam mutet jedoch die Gestaltung der Extended Version auf DVD an, die mit einer Verlängerung des Films wirbt, die neuen Szenen jedoch nur im Original mit Untertitel eingefügt wurden. Da wäre bei einem Top Titel aber mehr drin gewesen!
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 8)


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Mercenary for Justice (2006)
Der Söldner John Seeger (Steven Seagal) wird unfreiwillig in eine höchst gefährliche Mission verwickelt. Falls es ihm nicht gelingt, den Sohn des weltweit mächtigsten Drogenbarons zu befreien, sollen Mitglieder der Familie eines verstorbenen Kameraden ermordet werden. Um den Auftrag zu erledigen, muss Seeger jedoch in das bestbewachte Hochsicherheitsgefängnis Südafrikas eindringen, das als absolut ausbruchssicher gilt.

Seit dem überambitioniertem "Auf brennendem Eis" ist bekannt, dass Action-Ikone Steven Seagal seinen Filmen gern politischen Anstrich verpasst. "Mercenary for Justice" ist sein Beitrag zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen in Südafrika (die immerhin die ersten 30 Minuten einnehmen). Aber was nützt jede gute Absicht, wenn doch nur wieder bestenfalls ein B-Movie herauskommt, sofern mal die hölzernen Leistungen der Darsteller und die damit einhergehend unterirdischen Dialoge (und Synchro) ignorieren kann.
Dass die Handlung insgesamt nicht viel hergibt, war nicht anders zu erwarten. Die Actionszenen sind immerhin ordentlich inszeniert, wenn auch derart blutig, dass die deutsche Zensur über 4 Minuten aus der FSK16 Variante schneiden liess. Der grösste Schwachpunkt dieses Prügelfilms ist allerdings sein Hauptdarsteller, der trotz aller geschickter Kamera- und Schnitt-Kunst einfach nur alt und pomadig wirkt. Insofern taugt der Film allenfalls, wenn man gerade keine Alternative zur Hand hat und nebenbei ganz wichtige Kreuzworträtsel lösen muss!
Bewertung: 3/10

Mehr über die Zensur auf www.schnittberichte.com (im neuen Fenster zu öffnen)


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Das Mädchen mit den Katzenaugen (1958)
Auf der Reeperbahn in Hamburg werden vermehrt Autos geklaut und Kommissar Norbert Wilms (Joachim Fuchsberger) bekommt den Auftrag, den Fall zu klären. Unterdessen kehrt Katja (Vera Tschechowa) zurück zu ihrem Vater (Gert Fröbe), sie hatte berufliches Pech gehabt und möchte bei ihm unterkommen. Bald schon merkt sie, dass in ihrem alten Zuhause etwas nicht stimmt. Ihr Vater wird von einer brutalen Autoschieberbande zur Mitarbeit erpresst. Dreh- und Angelpunkt dieser kriminellen Machenschaften ist die Rio Rita Bar, wo das Mädchen mit den Katzenaugen die Männer betört …

Wenn man die Besetzungsliste sieht (neben den Hauptdarstellern auch Hans Clarin, Mady Rahl, Stanislav Ledinek und Wolfgang Preiss als schmieriger Gangsterboss), könnte man einen Edgar Wallace Film oder mindestens eine "Stahlnetz" Folge erwarten. Auch das Flair zwischen zwielichtigem Barbetrieb und schmuddeligen Hinterhöfen erinnert an die Frühwerke der Krimi-Reihen. Tatsächlich ist dieser Gangsterfilm noch vor der Erfolgwelle der 60er entstanden. Auch wenn die später üblichen Klischees und auch Rollenverteilungen (Fuchsberger erstmals als Polizist) genutzt werden, mischt sich in diesem Krimi jede Menge 50er Jahre Drama und belanglose Liebelei. Außerdem ziehen unzählige Tanz- und Showeinlagen die Handlung eher in die Breite als dass sie wirklich Atmosphäre schaffen. Spätere Experten wie Jürgen Roland oder Alfred Vohrer hätten die Story in einer halben Stunde erzählt und dann erst richtig angefangen. Bemerkenswert aber (und kaum zu erkennen) ist das großartige Spiel vom späteren Bond-Gegner Gert Fröbe als Vater. Alles andere hat man später viel besser gesehen. Trotzdem kann man den 60 Jahre alten Schinken mal ganz gut mit Nostalgiefaktor und einem amüsieren Grinsen weggucken.
Bewertung: 4/10


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