Mittwoch, 30. April 2008
LIVE! - Russisches Roulette im Fernsehen
Um die Quote ihres schwächelnden TV-Senders wieder nach oben zu pushen, würde Programmdirektorin Katy Courbet einfach alles machen. Live-TV boomt, also braucht sie eine neue, spektakuläre Show. Als ein Mitarbeiter nur zum Spaß russisches Roulette vorschlägt, ist Katy begeistert. Das Konzept ist denkbar einfach: 6 Kandidaten – eine Kugel. Wer überlebt, bekommt 5 Millionen Dollar. Zunächst halten sie alle für verrückt, aber Katy lässt sich nicht aufhalten. Zielstrebig räumt sie zuerst die moralischen und anschließend alle juristischen Hürden aus dem Weg. Und so stehen sich am Ausstrahlungstag von LIVE! sechs Menschen mit einem geladenen Revolver gegenüber ...



Auch wenn der Film auf den ersten Blick wirkt wie eine billige TV Produktion, macht genau das einen Teil des Schreckens von "Live!" aus. Da er mit seinem dokumentarischen Stil selbst wie die Fernsehshow scheint, wird es dem Zuschauer unmöglich gemacht, sich von den Geschehnissen zu distanzieren.

Vor dem Bildschirm wird man selbst zum Voyeur, der (mit Entsetzen) beobachten kann, wie eine Medienfrau versucht ihre Ziele durchzusetzen. Man fühlt sich direkt hineinversetzt in eine der jüngsten Dokusoaps, wie sie in unzähligen Varianten bereits durch die TV Kanäle geistern. Der Zuschauer fiebert mit im Angesicht dessen, was auf ihn zukommt - und wird in keinster Weise enttäuscht.

Und wenn die Geschichte selbst Gefahr läuft sich in üblichen Klischees zu verstricken, dann verweisen die Personen auf die rellen Entwicklungsprozesse der TV Shows, die ohne solche Schubladen gar nicht arbeiten können. Dass sich die eigentliche Story letztendlich als ziemlich berechenbar entpuppt und die letzten Wendungen nur konsequent sind, mindert den Schrecken dabei wenig.

Ich empfand den Film in seiner Konsequenz und den eindeutigen Parallelen zum wirklichen Fernsehen (und dem eigenen Voyeurismus) als grausam - und viel zu wahrhaftig.
Bewertung: 7/10


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