Freitag, 11. April 2008
Der rote Baron - Kontroverse schon vor dem Start
crizcgn, 00:52h
"Auch ziemlich genau neunzig Jahre nach seinem Tod ranken sich viele Legenden um den berühmten Jagdflieger Manfred Freiherr von Richthofen. Seine achtzig verbürgten Abschüsse in den Luftkämpfen des Ersten Weltkriegs wurden von niemandem übertroffen und lieferten der deutschen Heeresleitung willkommenes Propagandamaterial. Von Richthofen genoss aber auch bei seinen Gegnern zum Teil großen Respekt, besonders im englischsprachigen Ausland ist er bis heute immens berühmt ..."
www.filmstarts.de
Mit hohem Aufwand produziert kommt jetzt ein Heldenepos ins Kino, der einen (umstrittenen) deutschen Mythos in hochdramatische Flugbilder und eine potentiell verkitschte Heldenstory packt.
"Der rote Baron" mit Matthias Schweighöfer als Titelheld versucht sich am Hollywood Kino und nimmt es zugunsten einer (politisch korrekten) pazifistischen Liebesgeschichte mit der History nicht ganz genau.
Schon vorher muss man sich allerdings mit der Tatsache auseinandersetzen, dass der Film sich nicht nur an Produktion und Unterhaltungswert messen lassen muss, sondern aus Prinzip auch von Hobby Historikern auf seine geschichtlichen Wahrhaftigkeit abgeklopft wird, inwieweit er sowohl faktisch als auch politisch korrekt sein mag (und dabei wird beides gleichgesetzt - was nicht funktionieren kann).
Allerdings stört man sich weniger an den Stellen, die tatsächlich erfunden sind (die pazifistische Krankenschwester, die wirkt wie das schlechte Gewissen, das man aus der Neuzeit hineingehämmert hat, weil man den Deutschen ansonsten diesen Film nicht zumuten könnte), sondern an der Person Richthofen selbst, der in Wahrheit ein Mörder und kein Popstar gewesen sein muss.
Diese Wahrheit hängt leider auch von der persönlichen Wahrnehmung der entsprechenden Kritiker ab - ebenso von der Unfähigkeit sich in die Menschen der Zeit hineinzuversetzen (allein der allseits bekannte Spruch "Das kann heute doch gar nicht mehr passieren!" aus einem anderen deutschen Film zeugt davon). Denn zu dem Zeitpunkt waren die Flieger tatsächlich eine Art Popstar. Dem Gegner brachte man eine Menge Ehre und Respekt entgegen. Und Richthofen war ein Held auch für den Feind und durfte für Kriegsgefangene Autogramme geben (siehe auch Kritik auf Spiegel.de).
Vielleicht - und nur vielleicht - waren für die Flieger die Luftkämpfe genau das was für die Ritter im Mittelalter ihre Ritterturniere waren. Das mag heute schwer nachvollziehbar sein. Trotzdem würde sich niemand hier aufregen, wenn in "Ritter aus Leidenschaft" und den 50er Jahren Klassikern die Burschen mit Lanzen und Säbeln aufeinander losgehen. Vergleiche mit Goebbels und anderen Leuten, die Massenmorde befehligt und ein ganzes Volk unterdrückt haben sind einfach falsche Polemik - und sogar taktlos in Anbetracht derer Untaten.
Letztendlich geht es erst einmal um Film, der herausgebracht wurde als Kino Abenteuer und nicht als ZDF Dokumentation. Und den man erst gesehen haben sollte bevor man ihn verurteilt. Oder den man nicht sehen mag, weil das Thema und das Genre nicht gefällt. Dass man sich auf Filmportalen schon rechtfertigen muss, BEVOR man einen Film gesehen hat, ist aber schon grenzwertig.
Darf man also als Deutscher bei der Vergangenheit so einen Film nicht drehen? Ich behaupte, natürlich darf man das, solange alle anderen Nationen und insbesondere Hollywood vorneweg ihre angeblich wahren, ihre patriotischen und auch ihre fantastischen Kriegsfilme produziert (selbst Star Wars ist ja nichts anderes).
Die allgemein negative Presse zum Film bezieht sich allerdings weniger auf Glorifizierung von Greueltaten (das tun die Amis jährlich hundertfach in diversen Genres vom Action-B-Movies bis zum "Hostel" Horror). Die Kritik wirft dem Film eine oberflächliche und seichte bis verkitschte Story vor, die was ihre Liebesgeschichte betrifft völlig aus der Luft gegriffen ist. An dieser Kritik wird er sich auch messen lassen müssen, nicht nur am geschichtlichen Hintergrund.
Und genau daran scheitert der Film gnadenlos. Wenn man dieses ganze Drumherum nämlich in seiner Beurteilung weglässt, dann ist der Film teilweise einfach schlecht produziert und langweilig. Das Drehbuch verfügt kaum über einen groben Handlungsbogen, Motive werden angeschnitten und sind sprunghaft in der nächsten Szene schon erledigt. Die Dialoge wirken inhaltlich aber auch in der Darstellung (zumindest in der deutschen Nachsynchronisation) selten hölzern bis schon dämlich. So kommt weder Spannung noch Emotionen auf.
Dazu passieren permanent Dinge, die wir gar nicht zu sehen bekommen. Freunde sterben im Off, was mit einer kurzen Szene abgetan wird; und die meisten Flugszenen erlebt man auch nur aus Erzählungen. Der Zuschauer hat so nicht den Hauch einer Chance in das Geschehen mit einbezogen zu werden. Wenn es endlich in den Himmel geht für ein paar angeschnittene Minuten, dann nimmt der Film Fahrt auf; was aber zumeist nur angedeutet und dann diletantisch wieder abgebrochen wird.
Einzig die (vor)letzten Szenen mit einer großen Schlacht und den Emotionen des wahren Krieges können überzeugen, werden dann aber sofort wieder verwässert durch Szenen mit Richthofen und der Krankenschwester. Die Chance auf ein versöhnliches Ende wird dann auch noch zunichte gemacht. Richthofen steigt in den Flieger zu letzten grossen Schlacht, das Mädel starrt ihn an, er schaut vielsagend zurück ... Abblende! - Leider wird dann wieder aufgeblendet um in einer völlig überflüssigen Szene die Schwester auf Feindesgebiet zu seinem Grab zu führen. Das hat den Eindruck vom Film endgültig ruiniert.
"Der rote Baron" ist unterm Strich eine grosse Enttäuschung, allerdings nicht wegen im vorhinein von Kritikern vorgeheuchelten politischen (Un-)Korrektheit, sondern allein wegen des zusammenhanglosen Drehbuchs und der diletantischen Umsetzung.
Bewertung: 3/10
Wer sich über den wahren Baron von Richthofen informieren möchte, kann das heutzutage zum Glück im Internet. Eine Zusammenfassung über den "roten Baron" findet Ihr z.B. auf "Welt Online":
Manfred von Richthofen – der „Rote Baron" (www.welt.de)
Kritiken zum Film:
Einfach bodenlos (www.welt.de)
Dandy mit Maschinengewehr (www.spiegel.de)
Alles in allem gescheitert (www.filmstarts.de)
Zwischen Größenwahn und Bodenhaftung (www.kino-zeit.de)
www.filmstarts.de
Mit hohem Aufwand produziert kommt jetzt ein Heldenepos ins Kino, der einen (umstrittenen) deutschen Mythos in hochdramatische Flugbilder und eine potentiell verkitschte Heldenstory packt.
"Der rote Baron" mit Matthias Schweighöfer als Titelheld versucht sich am Hollywood Kino und nimmt es zugunsten einer (politisch korrekten) pazifistischen Liebesgeschichte mit der History nicht ganz genau.
Schon vorher muss man sich allerdings mit der Tatsache auseinandersetzen, dass der Film sich nicht nur an Produktion und Unterhaltungswert messen lassen muss, sondern aus Prinzip auch von Hobby Historikern auf seine geschichtlichen Wahrhaftigkeit abgeklopft wird, inwieweit er sowohl faktisch als auch politisch korrekt sein mag (und dabei wird beides gleichgesetzt - was nicht funktionieren kann).
Allerdings stört man sich weniger an den Stellen, die tatsächlich erfunden sind (die pazifistische Krankenschwester, die wirkt wie das schlechte Gewissen, das man aus der Neuzeit hineingehämmert hat, weil man den Deutschen ansonsten diesen Film nicht zumuten könnte), sondern an der Person Richthofen selbst, der in Wahrheit ein Mörder und kein Popstar gewesen sein muss.
Diese Wahrheit hängt leider auch von der persönlichen Wahrnehmung der entsprechenden Kritiker ab - ebenso von der Unfähigkeit sich in die Menschen der Zeit hineinzuversetzen (allein der allseits bekannte Spruch "Das kann heute doch gar nicht mehr passieren!" aus einem anderen deutschen Film zeugt davon). Denn zu dem Zeitpunkt waren die Flieger tatsächlich eine Art Popstar. Dem Gegner brachte man eine Menge Ehre und Respekt entgegen. Und Richthofen war ein Held auch für den Feind und durfte für Kriegsgefangene Autogramme geben (siehe auch Kritik auf Spiegel.de).
Vielleicht - und nur vielleicht - waren für die Flieger die Luftkämpfe genau das was für die Ritter im Mittelalter ihre Ritterturniere waren. Das mag heute schwer nachvollziehbar sein. Trotzdem würde sich niemand hier aufregen, wenn in "Ritter aus Leidenschaft" und den 50er Jahren Klassikern die Burschen mit Lanzen und Säbeln aufeinander losgehen. Vergleiche mit Goebbels und anderen Leuten, die Massenmorde befehligt und ein ganzes Volk unterdrückt haben sind einfach falsche Polemik - und sogar taktlos in Anbetracht derer Untaten.
Letztendlich geht es erst einmal um Film, der herausgebracht wurde als Kino Abenteuer und nicht als ZDF Dokumentation. Und den man erst gesehen haben sollte bevor man ihn verurteilt. Oder den man nicht sehen mag, weil das Thema und das Genre nicht gefällt. Dass man sich auf Filmportalen schon rechtfertigen muss, BEVOR man einen Film gesehen hat, ist aber schon grenzwertig.
Darf man also als Deutscher bei der Vergangenheit so einen Film nicht drehen? Ich behaupte, natürlich darf man das, solange alle anderen Nationen und insbesondere Hollywood vorneweg ihre angeblich wahren, ihre patriotischen und auch ihre fantastischen Kriegsfilme produziert (selbst Star Wars ist ja nichts anderes).
Die allgemein negative Presse zum Film bezieht sich allerdings weniger auf Glorifizierung von Greueltaten (das tun die Amis jährlich hundertfach in diversen Genres vom Action-B-Movies bis zum "Hostel" Horror). Die Kritik wirft dem Film eine oberflächliche und seichte bis verkitschte Story vor, die was ihre Liebesgeschichte betrifft völlig aus der Luft gegriffen ist. An dieser Kritik wird er sich auch messen lassen müssen, nicht nur am geschichtlichen Hintergrund.
Und genau daran scheitert der Film gnadenlos. Wenn man dieses ganze Drumherum nämlich in seiner Beurteilung weglässt, dann ist der Film teilweise einfach schlecht produziert und langweilig. Das Drehbuch verfügt kaum über einen groben Handlungsbogen, Motive werden angeschnitten und sind sprunghaft in der nächsten Szene schon erledigt. Die Dialoge wirken inhaltlich aber auch in der Darstellung (zumindest in der deutschen Nachsynchronisation) selten hölzern bis schon dämlich. So kommt weder Spannung noch Emotionen auf.
Dazu passieren permanent Dinge, die wir gar nicht zu sehen bekommen. Freunde sterben im Off, was mit einer kurzen Szene abgetan wird; und die meisten Flugszenen erlebt man auch nur aus Erzählungen. Der Zuschauer hat so nicht den Hauch einer Chance in das Geschehen mit einbezogen zu werden. Wenn es endlich in den Himmel geht für ein paar angeschnittene Minuten, dann nimmt der Film Fahrt auf; was aber zumeist nur angedeutet und dann diletantisch wieder abgebrochen wird.
Einzig die (vor)letzten Szenen mit einer großen Schlacht und den Emotionen des wahren Krieges können überzeugen, werden dann aber sofort wieder verwässert durch Szenen mit Richthofen und der Krankenschwester. Die Chance auf ein versöhnliches Ende wird dann auch noch zunichte gemacht. Richthofen steigt in den Flieger zu letzten grossen Schlacht, das Mädel starrt ihn an, er schaut vielsagend zurück ... Abblende! - Leider wird dann wieder aufgeblendet um in einer völlig überflüssigen Szene die Schwester auf Feindesgebiet zu seinem Grab zu führen. Das hat den Eindruck vom Film endgültig ruiniert.
"Der rote Baron" ist unterm Strich eine grosse Enttäuschung, allerdings nicht wegen im vorhinein von Kritikern vorgeheuchelten politischen (Un-)Korrektheit, sondern allein wegen des zusammenhanglosen Drehbuchs und der diletantischen Umsetzung.
Bewertung: 3/10
Wer sich über den wahren Baron von Richthofen informieren möchte, kann das heutzutage zum Glück im Internet. Eine Zusammenfassung über den "roten Baron" findet Ihr z.B. auf "Welt Online":
Manfred von Richthofen – der „Rote Baron" (www.welt.de)
Kritiken zum Film:
Einfach bodenlos (www.welt.de)
Dandy mit Maschinengewehr (www.spiegel.de)
Alles in allem gescheitert (www.filmstarts.de)
Zwischen Größenwahn und Bodenhaftung (www.kino-zeit.de)
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