Dienstag, 27. Mai 2008
Ich bin Legende
Durch eine von Moskitos übertragene Seuche scheinen alle Menschen der Welt gestorben und als Vampire wiederauferstanden zu sein. Nur Robert Neville hat überlebt und ist gegen die Seuche immun. Er hat sein Haus zu einer Festung ausgebaut, die nachts stets von Vampiren belagert wird. Am Tag verlässt er bewaffnet sein sicheres Haus, um Kerzen, Benzin und Nahrung aufzutreiben und tötet die schlafenden Wesen. In der Nacht tauchen Vampire vor seinem Haus auf, gegen die sich Neville nur mit hölzernen Kreuzen und selbstgepflanztem Knoblauch verteidigen kann.

"Ich bin Legende" (auch: "Ich, der letzte Mensch") ist ein 1954 erschienener Science-Fiction-Roman des amerikanischen Schriftstellers Richard Matheson, das als aufwendige Neuverfilmung mit Wil Smith jetzt auf DVD veröffentlicht wurde. Bereits 1964 und 1971 gab es erfolgreiche Adaptionen für die große Kinoleinwand.
Hier ein direkter Vergleich der Endzeit Horror Filme.




THE LAST MAN ON EARTH (1964)
Die erste Verfilmung in schwarzweiß (aus Italien) hält sich noch ziemlich genau an die Horrorelemente der Vorlage. Die Untoten sind Vampire, die Neville mit den üblichen Mitteln bekämpft. Vincent Price, Ikone des frühen Horrorfilms, sorgt als letzter Mensch mit verzweifelter Entschlossenheit für ein durchgehend beklemmendes Gefühl beim Zuschauer.
Der Film lässt sich in drei Teile aufteilen: der erste Akt zeigt den Wissenschaftler einsam in seiner Hütte, die nachts von den Untoten angegriffen wird. Der zweiten Akt zeigt in Rückblenden, wie die Mitmenschen von der Krankheit befallen wird und wie Neville sein Kind und schließlich auch die Frau verliert. In dritten Akt schießlich begegnet er dem Hund, der ihn zu der Frau und den "lebenden Vampiren" führt, denen er mit dem Heilmittel helfen will, aber die seinen Untergang bedeuten.
Man muss den Film nicht als Meilenstein der Filmgeschichte bezeichnen, allerdings bietet er für damalige Verhältnisse ziemlich horrende Spannung und eine ungewöhnlich futuristische Handlung. Außerdem erkennt man deutlich die Vorlagen für die späteren Verfilmungen, aber definitiv auch für George A. Romeros Genreklassiker "Night of the Living Dead".
Bewertung: 6,5/10




THE OMEGA MAN (1971)

Die 70er Jahre Verfilmung setzt wesentlich mehr auf Action und die apokalyptische Endzeitstimmung im entvölkerten Los Angeles (durch biologische Waffen im dritten Weltkrieg). Charlton Heston (gerade erst vom "Planet der Affen" zurück) gibt den angeblich letzten Kerl auf Erden, der ein Serum in sich trägt, wunderliche Selbstgespräche führt und in den Privatkrieg mit den Mutanten zieht.
Die Anderen wirken dabei eher wie Mitglieder einer verstrahlten Sekte, die sich in der Mitte des Films mit Heston Diskussionen über Schuld und Sühne liefern und - mit Recht - fragen wer denn wen jage und wer die Opfer der Katastrophe seien. Auch mit den später entdeckten anderen Überlebenden hat Heston Zeit für philosophische Fragen (und Romanzereien), bevor er sie letztendlich mit dem Impfstoff retten kann und selbst den Anderen zum Opfer fällt.
Insgesamt wirkt der Film mit seiner Atmosphäre und seiner Moral wie ein typischer Vertreter der 70er ScienceFiction / Katastrophenfilme im Zeichen des Kalten Krieges. In seiner Intensität - vor allem in der ersten Hälfte - wirkt er aber wesendlich mehr nach als sein Nachfolger.
Bewertung: 7,5/10




I AM LEGEND (2007)

Die Neuverfilmung mit Wil Smith ist technisch sicherlich die beste Verfilmung des Stoffes. Großartige Kulissen, hervorragende Effekte und gruselige Mutanten. Der Film hat massig spannende Action und atemberaubende Stuntszenen.
Trotzdem überzeugt das Ergebnis nur bedingt, da vieles in dem Film wie oberflächliches Stückwerk wirkt. Als haben sich unzählige Autoren über das Skript hergemacht, bis es zum perfekten Blockbuster ohne die geringsten Ecken und Kanten glattgebügelt wurde. Weder die (sprachlosen) Mutanten noch die anderen Überlebenden (in dem Fall nur zwei) werden weiter erklärt als unbedingt nötig.
Will Smith wirkt eher wie ein leidender Popstar als ein Wissenschaftler. An die Intensität von Heston kommt er in keinem Moment heran. Nicht dass man seinem Spiel etwas vorwerfen könnte, aber das Drehbuch reduziert auch seine Rolle aufs Oberflächligste. Dass (auch) er am Ende den rettenden Heldentod sterben muss (mit entsprechendem Epilog), wirkt nicht nur berechnend und aufgesetzt, sondern für den Zuschauer auch ziemlich überraschend und wenig nachvollziehbar.
Zwar bietet der Film insgesamt immer noch spannende Unterhaltung, aber auf eine inhaltsarme Hollywood Art, die vor allem am Schluß einen enttäuschenden Beigeschmack hinterläßt.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 6)




2007 erschien auch "I am Omega" als Direct-to-DVD-Produktion, die allerding nur als Trittbrettfahrer zum Kinoerfolg zu sehen ist.

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Montag, 26. Mai 2008
Free Rainer - Deutschland sucht das Superbaby
„Hol’ dir das Superbaby“, eine Art „Herzblatt“-Show, bei der die Spermienqualität über den Gewinner entscheidet, ist sein größter Erfolg – mit Unterschichten Fernsehen der stumpfsinnigsten Sorte scheffelt TV-Produzent Rainer (Moritz Bleibtreu) Kohle, Quote und Ansehen ohne Ende. Vollgekokst liegt ihm die Welt zu Füßen. Als ihm jedoch eine junge Frau (Elsa Sophie Gambard) mit voller Absicht in die Seite fährt, weil eines seiner Programme ihren Großvater in den Selbstmord getrieben hat, beginnt Rainer umzudenken. Mit dem anspruchsvollen Format „Dinge, die Menschen wissen sollten“ will er sich als besserer Mensch profilieren, doch die intellektuelle Sendung erweist sich als der quotentechnische Supergau. Für Rainer ist diese Pleite nicht zu akzeptieren und so erforscht er die Herkunft der Quoten – lediglich 5.000 ausgewählte Haushalte liegen den Werten zugrunde, die von der Firma IMA ermittelt werden. Zunächst glaubt Rainer an eine große Verschwörung, doch bei seinen Recherchen muss er feststellen, dass die Menschen wirklich nur Müll sehen, die Quoten also stimmen. Doch so leicht gibt Rainer nicht auf: Er mietet sich in einem leerstehenden Dorfhotel ein, besorgt sich einen Haufen Arbeitsloser und beginnt seinerseits, die TV-Quoten zu manipulieren. Fortan werden Rainer-Werner-Fassbinder-Retrospektiven und ambitionierte Dokumentationen - zumindest was die offiziellen Quoten angeht – zu absoluten Erfolgsformaten. Mit ungeahnten Folgen für Deutschland...
Quelle: www.filmstarts.de

"Free Rainer" ist ein Märchen. Der Film gibt vor, eine überzeichnete Realität darzustellen, wenn es eine manipulative Fernsehlandschaft und Moritz Bleibtreu als Prototyp des arroganten Arschlochs zeigt. Das hätte alles das Potential gehabt zu einer hervorragend überzeichneten Satire - oder wenigstens zu einer lustige Komödie. Ist es aber nicht, weil der Film sich und die plakative Botschaft zu wichtig nimmt, aber in seiner Überzeichnung nicht wirklich witzig ist, und in seiner Darstellung zu oberflächlich.
Der charismatische Moritz Bleibtreu ist sicher die ideale Besetzung für das Arschloch. Er müht sich auch redlich, seiner Figur Konturen zu verleihen, jedoch gelingt es ihm nicht, dem Gesinnungswandel des Rainer wirklich überzeugend aufzuzeigen. Die anderen Figuren bleiben derart farblos, dass sie nicht wirklich Interesse wecken. Als Sympatieträger für den Zuschauer taugen sie alle nicht. Allein Milan Peschel als Verschwörungstheoretiker hätte eine Menge Potential gehabt für eine interessante Rollenentwicklung.
Das verpufft aber alles in einer oberflächlichen und kitschigen Story, die vieles will, aber als Ganzes einfach nicht funktionieren mag. Müssen es gleich soziale Randgruppen und gesellschaftliche Aussenseiter sein, die das Bildungstum Deutschlands retten wollen? Und wenn Rainer schon idealistisch sein Restvermögen in die Befreiung eines Alkoholikers aus dem Knast investiert, wie lange können sie wohl alle ohne Geld weitermachen und leben? Über solche künstlichen Wendungen in der Handlung mag man noch wohlwollend hinwegschauen.
Endgültig vermiest hat mir der Film aber die Botschaft, man müsse nur an den Quoten herumschrauben und schon würden sich alle für Literatursendungen, Fassbinder und das Lesen von Büchern interessieren. Das ist nicht nur idealistisch sondern einfach nur verlogen. Da wird gesellschaftliches Verhalten dargestellt auf plakativem Stammtischniveau ehemalig Linker. Und diese manipulative Oberflächlichkeit, die der Film eigentlich überzeichnet darstellen will, ist genau das, an der er selbst krankt und letzendlich in jeder Hinsicht scheitert. Richtig komisch ist das nur selten, und wirklich ernst nehmen als Gesellschaftskritik kann man ihn bei soviel Oberflächlichkeit schon gar nicht. Und wenn man das nicht mal kann, was soll das Ganze dann?
Allein das Ende von der "Truman Show" ist glaubhafter und damit auch witziger als diese 124 Minuten zusammen: Jubel - Begeisterung - Tobende Masse - Umschalten - Anderes Thema - Aus!
Bewertung: 3/10


Ein Interview mit Moritz Bleibtreu auf www.einslive.de

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Das Beste kommt zum Schluss
Der reiche und arrogante Großunternehmer Edward Cole (Jack Nicholson) sowie der bedachte Automechaniker Carter Chambers (Morgan Freeman) teilen sich nicht nur ein gemeinsames Krankenhauszimmer, sondern auch die erschütternde Diagnose, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt sind und nur noch wenige Monate zu leben haben. Nach anfänglicher Skepsis voreinander freunden sich die beiden gegensätzlichen Patienten an und entschließen sich rasch, sich nicht einfach mit ihrem Schicksal abzugeben. So erstellen sie eine Liste mit Dingen, die sie sich vor ihrem Ableben noch gerne erfüllen würden (die "Löffel-Liste", bevor man selbigen abgeben muss). Dank Coles Vermögen und mit Hilfe seines Assistenten Thomas (Sean Hayes, „Will & Grace“) machen sich beide trotz Widerstand von Chambers Ehefrau Virginia (Beverly Todd) auf eine Reise in fremde Länder, erleben halsbrecherische Aktionen und lernen darüber hinaus auch in menschlicher Hinsicht voneinander, und dass man in bestimmten Dingen zur Einsicht kommen und wichtige Entscheidungen treffen muss, bevor man die Bühne des Lebens verlässt.
Quelle: www.filmstarts.de

Morgan Freeman ist ein großartiger Schauspieler, auch weil es ihm immer wieder gelingt, für einen anderen Star ins zweite Glied zu rücken, ohne sich ausspielen zu lassen. In diesem Fall ist dieser Star der charismatische Jack Nicholson, dem natürlich auch in diesem Film die ganz großen Gesten gehören.
Das perfekte Zusammenspiel der beiden gegensätzlichen Darsteller macht den Reiz aus in dieser Tragikkomödie um die Endlichkeit und die "wahre Freude" des Lebens. Ansonsten bietet Regisseur Rob Reiner (u.a. "Harry & Sally" - "Stand by me" - "Eine Frage der Ehre") die zu erwartenden Lebensweisheiten, dramatischen Wendungen und viel Pathos am Ende. Das ist routiniert gut und weiß in jeder Szene perfekt zu unterhalten, große Überraschungen erwartet man jedoch bei diesem Road Movie vergebens.
Bewertung: 7/10


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