Freitag, 30. Mai 2008
Keller - Teenage Wasteland
Die sechzehnjährigen Schüler Paul und Sebastian stammen aus denkbar unterschiedlichen sozialen Verhältnissen. Weil sie aber beide einsame, verstörte Seelen sind und unter starker emotionaler Vernachlässigung leiden, freunden sie sich an und finden eines Tages nichts dabei, die ihnen flüchtig bekannte, attraktive Supermarkt Kassiererin Sonja nicht nur privat auszuspähen, sondern anschließend auch zu entführen und in einem Kellerverlies zum Sexspielzeug zu degradieren. Bald wächst ihnen allerdings die spontane Tat über den Kopf.



"Keller - Teenage Wasteland" ist ein spannender Low Budget Thriller, der sich allerdings in den letzten Minuten mit einem unglaublichen Schluß alles kaputt macht. Der Regiedebütantin Eva Urthaler gelingt es mit einfachen Mitteln eine unglaubliche Dramatik und auch erotische Spannung aufzubauen. Wenn die gefangene Sonja verzweifelt die Beine spreizt und Paul damit völlig von der Rolle bringt, dann werden Erinnerung an Catherine Tramell und ihren berühmten Beinüberschlag in "Basic Instinct" wach.
Ansonsten erinnert das kaltblütige Verhalten der Jungs teilweise an die beiden Killer aus "Funny Games". Zwar schrammen ihre Handlungsweisen manchmal hart an der Grenze zur Unglaubwürdigkeit, was allerdings durch die Dynamik des Spiels ziemlich überdeckt wird. Ein großes Plus sind dabei die hervorragenden Schauspieler, denen es gelingt, ihre emotionale Spannung auch mit kleinen Gesten auszudrücken (großartig Treptes Gesichtsausdruck bei den tiefen Einblicken!). Eigentlich hat man - gerade für einen Low Budget Film - alles richtig gemacht.
Warum dann dieses völlig unglaubwürdige Ende? Wenn der - im Werbetext dramatisch angekündigte - Schuss fällt, dann müsste in diesem Moment auch die gesamten angestauten Emotionen zwischen den Akteuren explodieren (wohlgemerkt die Emotionen und nicht der Schwanz!). Das passiert aber in keinster Weise, stattdessen tut man einfach so als wäre gar nichts passiert und ... (das will ich aber nicht noch weiter verraten). Mit der letzten, dramaturgisch völlig sinnlosen Einstellung ruiniert sich die Regisseurin dann endgültig den ansonsten hervorragenden Film.
Bewertung: 6,5/10




PS Auch wenn der ProFun Vertrieb nach ihrer Firmenphilosophie den Film in der schwulen Ecke vermarktet, so überwiegt meiner Meinung nach die heterosexuelle Erotik (zwischen Täter und Gefangener); die homosexuelle Dynamik zwischen den beiden Akteuren bleibt dagegen nur (einseitig) angedeutet.

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Trade - Marco Kreuzpaintners Amerika Debüt
Die 13-jährige Adriana wird in Mexico City von Mädchenhändlern entführt und rücksichtslos als Sexsklavin in die USA verkauft. Ihre Gefährtin bei ihrem Leidensweg ist die junge Polin Veronica, die von der selben Gang verschleppt wurde. Adrianas 17-jähriger Bruder Jorge versucht, die Schwester ausfindig zu machen - kann als Illegaler in den USA aber nur auf den desillusionierten texanischen Cop Ray (Kevin Kline) als Weggefährten bauen und begibt sich selbst in Lebensgefahr.
Mit der Verfilmung eines Drehbuchs von Joe Rivera (Autor von "Die Reise des jungen Che") gibt der deutsche Jungregisseur Marco Kreuzpaintner ("Sommersturm") sein US-Debüt. Dabei nimmt er sich des brisanten Themas Sexsklaverei zwischen Mexiko und den USA an, das er in eine dramatische Thrillerhandlung verpackt.


Wenn ich das Wort "ambitioniert" nutze, dann ist das höflich, aber nicht wirklich nett. Sicher hat das Skript seine Berechtigung, aber einerseits gelingt es den Beteiligten nicht, die Handlung glaubhaft und wirklich packend darzustellen, andererseits werden zuviel Kompromisse an den amerikanischen Mainstream gemacht, was der Intensität auch eher schadet. Die Story hat zuviele Handlungsverläufe, die einfach überdramatisiert und unecht wirken. Da reicht es nicht einmal zum trivialen Betroffenheitsfilm, weil das Ganze zumindest mich emotional nicht erreicht hat. Ein heikles Thema macht nicht automatisch einen guten Film ...
Bewertung: 4/10 (Moviepilot Prognose 8,5)


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