Mittwoch, 3. Dezember 2008
Eralp Uzun ist 'Straight'
Die junge Deutschpolin Jana (Beba Ebner) tut alles, um vor sich und ihren Eltern als straight zu gelten. Ihr gut aussehender, bürgerlicher Freund David (Florian Sonnefeld) und ihre angebliche Stellung bei einer Zeitung helfen ihr nicht nur die eigenen inneren Widersprüche, sondern auch ihre wahre berufliche Tätigkeit zu verdecken: Sozialarbeiterin im wenig prestige-verdächtigen Berliner Stadtteil Neukölln. Wäre da nicht der junge Deutschtürke Nazim (Eralp Uzun), der ebenfalls alles dafür tut, um vor sich und seinen Leuten als straight zu gelten. Nacht für Nacht zieht er mit seinen Jungs um die Häuser, reißt Frauen wie Jana auf und dealt zum Nebenerwerb mit Drogen auf dem Hermannplatz. Was weder sein bester Kumpel Akin (Oktay Özdemir) noch seine Gespielinnen ahnen: Seit seiner nächtlichen Begegnung mit einem jungen Deutschen auf der Sonnenallee fällt es ihm zunehmend schwerer, die stützenden Fassaden aufrechtzuerhalten. Und so nimmt eine für die Selbstdarstellung aller Beteiligten gefährliche Dreiecksgeschichte ihren Lauf – denn Nazims neuer Geliebter ist niemand anderes als Janas Freund David ...

Nach "Schwarze Schafe", "Berlin am Meer" und "1.Mai" ist "Straight" ein weiterer Film aus und um Berlin. Und auch hier fällt auf, dass es deutschen Filmemachern inzwischen durchaus gelingt, selbst mit Low Budget ungewöhnlich stimmige Bilder zu produzieren. Gleichzeitig offenbart sich wieder einmal die eklatante Schwäche, dazu die passenden Dialoge zu verfassen oder auch nur einfach eine packende Story zu erzählen. Bei "Straight" wird dieses Manko erneut offensichtlich, entwickelt sich doch weder die Handlung noch die einzelnen Figuren wirklich weiter. Am Ende ist gar alles irgendwie genauso wie am Anfang. Dabei mühen sich die Darsteller redlich, gegen das schwammige Drehbuch anzuspielen. Besonders Eralp Uzun überrascht in der Rolle des Moslems, der (ordinär gesagt) "den Schwanz überall reinsteckt", sich aber in seiner Männlichkeit und Ehre verletzt fühlt, wenn man das Wort "schwul" ausspricht. Dabei fällt auf, daß der bekannte Deutsch-Türke aus "Alle lieben Jimmy" nach der Schwanz-Parade in "Schwarze Scafe" erneut in einer körperlich extremen Rolle zu sehen ist (koksen, wichsen, mit Männern rummachen). Trotzdem bleibt seine Figur über das Physische hinaus ebenso wage wie der Rest des Ensembles. Vielleicht sollten sich deutsche Filmemacher verstärkt bei den Amis abschauen, wie man eine interessante Geschichte auch spannend erzählen kann. So zumindest nicht wirklich!
Bewertung: 3/10


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