Montag, 3. November 2008
Michael Hanekes
Funny Games (1997) + Funny Games US
Ein arriviertes Ehepaar macht zusammen mit seinem Sohn Urlaub im schicken Domizil in den Hamptons. Völlig unvermittelt brechen zwei weiß behandschuhte junge Männer in die Idylle ein. Nach kurzem Smalltalk geben sie der Familie gewalttätig zu verstehen, dass sie es auf das Leben der hilflosen Menschen abgesehen haben - nicht ohne sie zuvor mit "komischen Spielen" gefoltert zu haben: Sie zwingen die Frau zu wählen, wer zuerst und auf welche Weise sterben soll.

Sicherlich gehört "Funny Games" von 1997 zu den verstörensten und schockierensten Thrillern des letzten Jahrzehnts, weil er den Zuschauer täuscht, brüskiert und aufs heftigste mit dessen eigenen Voyeurismus konfroniert. Die Reaktionen der Kritiker auf die Gewaltorgie gehen von betroffener Begeisterung bis zu entsetzter Ablehnung. Kaltgelassen hat der Film aber anscheinend niemanden. Bewertung: 7,5/10



Warum aber zehn Jahre später ein fast 1:1 identisches Remake?
Sowas ist offenbar nötig für die USA, da der durchschnittliche Amerikaner nun einmal nichts im Kino anschaut, was nicht aus dem eigenen Land kommt. Das erklärt vielleicht erst einmal den Grund für das Remake. Dass Regisseur Michael Haneke aber sein Original fast Bild für Bild nachstellt und nur in Nuancen verfeinert, ist allerdings schon ungewöhnlich. Sowas hat bisher nur Gus van Sant mit seiner gescheiterten Farbkopie von "Psycho" gewagt. Trotzdem kann man nicht sagen, dass Hanekes US-Version schlechter ist als seine europäische. Sie ist einfach kaum anders, allerhöchstens in Bild und Ausstattung etwas amerikanischer. Insofern wird jeder enttäuscht sein, der den österreichischen "Funny Games" kennt und sich auch nur irgendetwas innovativ Neues erwartet.
Bewertung: 5/10 (Moviepilot Prognose 7)


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