Mittwoch, 10. September 2008
No Country For Old Men
Bei der Antilopenjagd im Südwesten von Texas entdeckt Llewelyn Moss die Leichen mehrerer Männer, Beutel voller Heroin und 2,4 Mio. Dollar. Moss schnappt sich das Geld und begeht den Fehler, nachts noch einmal zum Tatort zurückzukehren. Fortan ist er auf der Flucht vor einem Kartell, das den Psychopathen Chigurh auf Moss angesetzt hat - was einem sicheren Todesurteil gleichkommt, denn Chigurh verrichtet seine Arbeit mit klinischer Präzision. Hilfe kann Moss nur von dem in die Jahre gekommenen Sheriff Bell erwarten.

"No country for old men" ist der launige 'Oscar'-Streich der Coen-Brüder, die sich bereits mit skurilen Filmen wie "Fargo" und "The Big Lebowski" den Kultstatus bei Cineasten erworben haben. Der Film ist gleichzeitig Neo-Western-Ballade und dreckiger Action-Thriller, den sonst nur Tarantino derart trocken auf die Leinwand bringen kann. Dabei laufen die Kontrahenten Josh Brolin und Javier Bardem ('Oscar'-Gewinner) zur schauspielerischen Hochform auf. Trotzdem halte ich den Film nicht für das vielbeschriehene Meisterwerk.
Erst einmal versuchen die Brüder, dem Film anfangs durch detailgetreue Aufnahmen und langsame Schnitte epische Grösse zu geben, obwohl das den Film ausbremst und teilweise sogar langatmig wirken lässt. Zum Ende dagegen werden entscheidene Szenen einfach ganz ausgespart und der Zuschauer darf raten, was genau passiert ist. Da man zu den handelnden Personen ohnehin kaum einen emotionalen Bezug bekommt, schmerzt es nicht einmal, wenn plötzlich eine Hauptperson einfach aus der Handlung "verschwindet". Erschreckend fad wirkt die Figur des Sheriffs, was keinesfalls am Spiel von Tommy Lee Jones liegt, sondern dass seine Rolle einfach kaum etwas (mit der Handlung) zu tun hat und in der ersten Hälfte neben dem im Off gesprochenen Intro nur wenige Füllszenen hat. Aber auch viele andere Szenen wirken wie Selbstzweck, um möglichst toughe Auftritte (besonders von Javier Bardem) aneinanderzureihen - was häufig auch funktioniert. Die staubtrockenen Sprüche sind dabei sicherlich Geschmackssache, sie haben aber durchaus Unterhaltungswert.
Natürlich sind diese Stilbrüche und die ausgeklügelten Dialoge genau das, weswegen "No country for old men" so hoch gelobt wird. Wenn man aber vom Coolness-Faktor absieht, bringen diese unkonventionelle Erzählweise weder den Film weiter, noch kann man in ihr einen neuen innovativen Erzähl-Stil erkennen. Insofern enttäuscht "No country for old men" trotz manch erinnerungswerter Momente insgesamt doch etwas.
Bewertung: 6,5/10 (Moviepilot Prognose 9)


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