Dienstag, 2. September 2008
Zynische Geheimtipps:
'Igby' & 'Der letzte Kuss'
Igby (2002)
Jason "Igby" Slocumb, Spross einer reichen Ostküstenfamilie, bringt nahezu jeden gegen sich auf. Seine tablettenabhängige und selbstverliebte Mutter Mimi weiß sich nicht anders zu helfen, als das schwarze Schaf der Familie auf eine Militärakademie zu schicken. Igby verweigert jedoch jede Anpassung und setzt sich nach New York ab. Auf einem tragischkomischen Trip in die neue Freiheit erlebt er mit Sookie die erste große Liebe. Gerade gewöhnt sich Igby an das unkonventionelle Leben, da holt ihn die Vergangenheit ein.

Dieser Film ist einfach böse. Bereits in der ersten Szene scheint es als versuchen Igby und sein Bruder Oliver ihre Mutter im Schlaf umzubringen. Die entpuppt sich in den folgenden Szenen als hysterische, herrschsüchtige und zudem tablettenabhängige Frau, die ihre Kinder - vor allem Igby - aber auch ihren Mann terrorisiert. Während Oliver als strebsames Muttersöhnchen die grosse Karriere bevorsteht (was ihm für Igby zum faschoiden Republikaner macht), legt sich der jüngste Spross mit allen Autoritäten an: dem Geistlichen ("wenn der Himmel so wundervoll ist, warum war es so ein Opfer gekreuzigt zu werden?"), dem Psychater ("Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber wie gut können Sie sein wenn Sie hier arbeiten?") und der Militärakademie. Einzig sein Patenonkel bekommt den 17-jährigen mit einem Ferienjob in den Griff - bis der den schmierigen Geschäftsmann mit heruntergelassener Hose bei der Geliebten erwischt. Was folgt sind weitere skurile Szenen mit bissigen Dialogen, die das Leben in der Großstadt karikieren. Großartig ist dabei das kühle Spiel von Kieran Culkin als rebellische Titelfigur. Allerdings läuft die gesamte Besetzung in ihren verschrobenen Rollen zur schauspielerisch Hochform auf. Besonders Susan Sarandon als aufgedrehte Mutter beweist sich wieder einmal als großartige Schauspielerin und zeigt Mut zum häßlichen Spiel. Sie ist aber nur ein Teil des hervorragenden Zusammenspiels aller Beteiligten, das den Film zu einem ungewöhnlichen - und damit zu unrecht nur als Geheimtipp verschmähten - Ensemblestück rund um den Niedergang von Igby macht.
Bewertung: 8,5/10 (Moviepilot Prognose 7,5)




Der letzte Kuss (2006)
Michaels 30. Geburtstag steht unmittelbar bevor, als ihm seine langjährige Freundin Jenna offenbart, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Mit der Vorstellung, die wilden Jahre könnten damit endgültig vorbei sein, kann er sich nicht so recht anfreunden. Die Beziehungen seiner Freunde gehen allesamt in die Brüche und auch seine Schwiegereltern stecken mitten in einer tiefen Ehekrise. Und so schlittert Michael panisch in einen One Night Stand mit der deutlich jüngeren Kim.

Zach Braff hat als JD die Rolle seines Lebens in der großartigen Comedy-Reihe "Scrubs". Allerdings fällt es schwer ihn darüber hinaus als eine andere Person zu sehen. Ständig rechnet man damit, dass er über eine Bananenschale stolpert, anfängt zu singen oder sonst irgendwie aus der Rolle fällt. Man nimmt ihm den Endzwanziger, der ernsthaft Torschusspanik bekommt, nicht wirklich ab. Überhaupt drehen alle Personen ziemlich am Rad was die arg unglaubwürdigen Liebesdramen betrifft. Die schwangere Jenna schreit den halben Film über, dass es nicht wundert, wenn ihr der Freund wegrennt. Ihre Mutter lässt den Lebenspartner auch von eben auf jetzt ziemlich dumm stehen - und der hat zu all dem nur ein paar sinnlose Binsenweisheiten über die Liebe zu sagen. Neben der ebenso anstrengenden, aber zumindest süssen Kim (Rachel Bilson) ist es einzig der etwas tapsige Chris (Casey Affleck), der Sympatiepunkte bekommt. Der Rest des Films ist nur ein zu deutlicher Grund für das desillusionierte Single-Darsein.
Bewertung: 3/10 (Moviepilot Prognose 7)


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