Freitag, 15. August 2008
"Stop-Loss" mit Ryan Philippe auf DVD
Bei ihrer Heimkehr nach Texas nach ihrem blutigen Irakeinsatz werden Brandon und sein bester Freund Steve Shriver sowie ihr Kamerad Tommy als Kriegshelden gefeiert. Doch die Rückkehr in den Alltag fällt schwer. Tommys Ehe geht in die Brüche, Steve rastet bei einem Anfall aus. Lediglich Brandon hat sich unter Kontrolle. Als er allerdings erfährt, dass er erneut einberufen wird, beschließt er zu desertieren. Steves Freundin reist mit ihm nach Washington, wo er auf die Unterstützung eines Senators hofft.

Ebenso wie "Valley of Elah" handelt auch "Stop-Loss" von den Soldaten, die aus dem Irak zurückkehren und mit ihrem Leben in der Heimat nicht mehr klarkommen. Allerdings wird ihr Schicksal nicht von einem Aussenstehenden beobachtet, sondern direkt aus der Sicht der Betroffenen gezeigt, die unter Albträumen und Halluzinationen leiden. Trotz ihrer körperlichen oder geistigen Schäden verwandeln sich die Jungs aber nicht zu moralinsauren Pazifisten, die alles ändern möchten. Vielmehr stehen sie weiter zu ihrem Vaterland und ihrer eigenen Pflicht, nicht merkend, wie sie selbst daran kaputt gehen. Der Knackpunkt für Brandon King ist allerdings, dass er seine Pflicht erfüllt sieht, sich aber vom Vaterland mit dem erneuten Einzug verraten fühlt und einfach sauer ist, zumal er keine Möglichkeit sieht, den "Fehler" des Staates korrigieren zu können. Das ist die eigentliche Motivation der Geschichte, die von Kimberly Peirce ("Boys don`t cry") fernab der üblichen Hollywood Klischees erzählt wird. Dabei gelingt ihr nicht nur, die Grausamkeit an der Kriegsfront in (den ersten) 10 Minuten aufzuzeigen, sondern auch die Verlogenheit und Stammtisch Mentalitäten in der Heimat zu porträtieren. Ryan Philippe, der bereits in "Flags of our fathers" den Heimkehrer spielte, zeigt hier seine bisher beste schauspielerische Leistung, wenn er die innere Zerrissenheit des jungen Soldaten darstellt. Auch die anderen Jungs geben beeindruckende Vorstellungen als psychisch kaputte Rückkehrer. Besonders Joseph Gordon-Levitt ("Mysterious Skin") empfielt sich ein weiteres Mal für größere Aufgaben. Daß die Regisseurin am Ende die konsequenteste aller Entscheidungen auswählt, ohne verlogenes Happyend oder gar melodramatische Endlösung, rundet den Gesamteindruck des hervorragenden Dramas nur noch einmal ab. Es ist sehr bedauerlich, dass der Film im patriotischen Amerika - offensichtlich wegen seiner kritischen Haltung - völlig unter Wert lief und hierzulande nur auf DVD erschien.
Bewertung: 8,5/10


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