Montag, 11. August 2008
Neu auf DVD: Tod eines Handlungsreisenden (1985)
Seit sechsunddreißig Jahren arbeitet Willy Loman (Dustin Hoffman) als Handlungsreisender. Inzwischen ist er dreiundsechzig und hat es immer noch nicht zu Erfolg und Anerkennung gebracht – anders als sein Bruder Ben (Louis Zorich), ein reich gewordener Abenteurer. Als ihm das Unternehmen dann auch noch kündigt, weil er mit seinen jüngeren Kollegen nicht mehr mithalten kann, ist Willy Loman nicht in der Lage, sein Scheitern einzugestehen, sondern er versucht verzweifelt, den Schein aufrechtzuerhalten und tut gegenüber seinen Söhnen so, als wäre er weiterhin ein tüchtiger und allseits beliebter Verkäufer. Insgeheim flüchtet er sich in Tagträume und hängt seinen Wunschvorstellungen aus der Vergangenheit nach.
Aus dieser Perspektive verachtet Willy Loman seinen jüngeren Sohn Harold ("Happy", gespielt von Stephen Lang), aus dem ein angepasster kleiner Angestellter und verantwortungsloser Schürzenjäger geworden ist, denn er hält ihn für einen Schwächling und Verlierer. Für Biff (John Malkovich), den älteren der beiden Söhne, war Willy Loman früher ein Vorbild gewesen – bis er ihn bei einem Ehebruch ertappt hatte. Da brach Biffs Weltbild zusammen, und statt ein erfolgreicher Football-Spieler zu werden, verkam er zu einem Gelegenheitsarbeiter. Biff hat seinem Vater den Seitensprung nicht verziehen, liebt ihn jedoch unbewusst noch immer und täuscht darüber mit aggressivem Verhalten hinweg. Obwohl er von seiner liebevollen Mutter Linda (Kate Reid) erfährt, dass der Vater arbeitslos geworden ist und Selbstmordgedanken geäußert hat, deckt er rücksichtlos dessen Lebenslüge auf. Dadurch kann Willy Loman sich schließlich nicht länger über sein Scheitern sowohl als Vater als auch im Beruf hinwegtäuschen.


"Tod eines Handlungsreise" ist ein Klassiker unter den Literaturverfilmungen, die den Vergleich mit "Katze auf dem heißen Blechdach" oder "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" nicht scheuen muss. Zeitlich hätte ich die Verfilmung von seiner theaterhaften Art auch eher Ende der 60er Jahre eingeordnet, zumal die Vorlage von Arthur Miller seit 1949 existiert [wobei: 1968 gab es eine Verfilmung mit Heinz Rühmann]. Tatsächlich entstand die Verfilmung mit Dustin Hoffman erst 1985 unter der Regie von Volker Schlöndorff ("Die Blechtrommel") und der Mitwirkung vom Autor selbst. Über die phänomenale Leistung des bereits am Broadway mit dem Stück erfolgreichen Hauptdarstellers muss man nichts weiter sagen (ausgezeichnet mit dem "Emmy" und dem "Golden Globe"). Aber auch Hoffmans Mitspieler liefern eine hervorragende Leistung, allen voran Kate Reid als seine Frau und der junge John Malkovich als Sohn. Insgesamt ist den Machern großes Theater gelungen, dass für Literaten zeitlos ist, für die Zeit der Entstehung aber ziemlich ungewöhnlich war.
Bewertung: 7,5/10 (Moviepilot Prognose 5,5)


... link (0 Kommentare)   ... comment