Donnerstag, 1. Mai 2008
AN AMERICAN CRIME - EINE WAHRE GESCHICHTE
US Bundesstaat Indiana 1965: Da sich ein Ehepaar aus beruflichen Gründen momentan nicht in der Lage sieht, sich richtig um seine Töchter zu kümmern, beschließen die Eltern ihre Teenager einer kaum bekannten allein erziehenden Frau und Mutter von sechs Kindern für 20 Dollar Pflegegeld im Monat zu überlassen. Anfangs läuft auch alles bestens. Die ältere Sylvia versteht sich blendend mit der frühreifen Paula. Diese ist die älteste Tochter von Silvias "Pflegemutter" Gertrude. Als Sylvia sich gutgemeint aber unbedacht in eine Schwangerschaftsgeschichte von Paula einmischt, entlädt sich urplötzlich der gesamte aufgestaute Zorn der alkoholabhängigen Mutter auf ihr: Als „schlechter Einfluss“ diffamiert wird der Teenager im Keller gefesselt und mittels Nahrungsentzug und Schlägen von Gertrude und den Kindern „bestraft“.

Der Film schockiert: wie kann es sein, dass ein Mädchen über Wochen im Keller eingesperrt und mißhandelt wird! So etwas kann und darf es nicht geben. Und doch beruht der Film auf tatsächlichen Ereignissen im Illinois von 1965. Regisseur Tommy O’Haver schildert die Geschehnisse ziemlich wahrheitsgetreu und bettet sie in eine Rahmenhandlung vor Gericht. Dabei deutet er die Grausamkeiten nur an, ohne das Publikum mit entblößenden Details zum Voyeur zu machen. Die Vorstellung im Kopf des Zuschauers ist grausam genug.

Allerdings kommt er auch der Frage wenig nahe, warum alles so geschehen konnte und warum so viele Menschen an den Folterungen beteiligt waren. Zwar lässt er sich viel Zeit, die Vorgeschichte zu entwickeln, umso sprunghafter arbeitet er dann aber die Schandtaten ab und verliert die einzelnen (Neben-)Personen aus dem Auge. Letztendlich verstrickt sich der Film schließlich doch im oberflächlichen Schrecken der Greueltaten ohne das gesamte Grauen einzufangen. Der Twist am Ende verwirrt gar mehr als dass er die Wirkung des Films intensiviert.

Hervorzuheben bleibt allerdings das hervorragende Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen: Catherine Keener ("Capote" / "Being John Malkovich") spielt die verwirrte Mutter beklemmend glaubhaft. Und Ellen Page ist nach "Hard Candy" erneut großartig (aber für die Komödie "Juno" wird sie für den Oscar nominiert ...). Da bleibt den anderen Darstellern wenig Raum zur Entfaltung. James Franco hat nur eine unausgearbeitete Nebenrolle. Ausserdem ist Milchbubi Brian Geraghty (Love Lies Bleeding) in 1 1/2 Szenen zu sehen (als verheirateter Vater des ungeborenen Kindes der Tochter Paula).

Um abschließend noch einmal zum Anfang zu kommen ("das darf es nicht geben"). Wer die Nachrichten der letzten Zeit verfolgt, wird immer wieder Verbrechen gezeigt bekommen, die mindestens genauso grausam sind wie die Schandtaten im Illinois von 1965. Und das nimmt dem Film sogar einiges an Schrecken.
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 8)




Eine interessante Filmkritik auf http://www.filmstarts.de

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