Sonntag, 9. November 2008
1. Mai - Helden bei der Arbeit
Berlin Kreuzberg am 1. Mai: Ein elfjähriger Türke will als Männlichkeitsbeweis einen Bullen platt machen. Zwei schlicht gestrickte Jungs aus Minden machen Touri-Programm, werfen ein paar Pillen ein und geraten in die Krawalle der autonomen Szene. Ein Provinzpolizist leidet unter Liebeskummer, weil seine Frau fremd geht. Die Nacht endet für alle im Kreuzberger Urban-Krankenhaus trotz enttäuschter Erwartungen mit einem winzigen Hoffnungsschimmer.

"Helden bei der Arbeit" ist ein Episoden- und Konzeptfilm. Mehrere Regisseure haben parallel drei Kurzfilme unter denselben Vorraussetzungen produziert, so dass man die einzelnen Stories miteinander montieren konnte. Als Hintergrund hat man die 1.Mai-Krawalle in Berlin ausgewählt und direkt vor Ort gedreht. In seiner Gesamtheit funktioniert das Konzept durchaus, auch wenn die einzelnen Episoden, die sich nur am Schluß kreuzen, unterschiedliche Qualität haben. Die Story um den kleinen Türken und den Alt-Protestler hat Witz und Charme, und die beiden Abiturienten, die für Krawalltourismus nach Berlin kommen, sind allein schon durch die charismatischen Jungdarsteller Matschenz und Trepte interessant. Die Polizei-Geschichte bleibt allerdings ziemlich flach und unglaubwürdig - hat die Polizei an solch einem potentiellen Chaos- und Gewalt-Tag nichts besseres zu tun? Überhaupt kommt der politische Hintergrund und die Brisanz des "Tages der Arbeit" in Berlin fast zu kurz. Abgesehen von dem ehemaligen Hausbesetzer, der ein paar philosophische Sprüche von sich geben kann, schwanken alle drei Episoden zwischen unakzeptabler Verherrlichung und stiller Ignoranz. Mit ein paar Kniffen in der Story (des Alt-Hippies) hätten ein Großteil der Geschichte sogar auf dem Oktoberfest stattfinden können. Das ist eigentlich die größte Schwäche des grundsätzlich sympatischen deutschen Films.
Bewertung: 6/10


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Falco - Verdammt wir leben noch
Vaterlos und mit einer dominanten Mutter wächst Johann Hölzel in Wien auf, wird Mitglied von Wiener Szenebands, unter anderem bei den populären Drahdiwaberl, bis er die Kunstfigur Falco kreiert und mit "Der Kommissar" den Durchbruch als Popstar schafft. Er ist eine schillernde Persönlichkeit, zum einen ein sensibler Mensch, fürsorglicher Vater und zum anderen, ein arrogantes, (selbst-)zerstörerisches Genie. Im Alter von 41 Jahren kommt er 1998 bei einem Autounfall in der Karibik ums Leben.

Falco gehörte in den 80ern mit Hits wie "Rock me Amadeus" und Skandalen wie "Jeanny" zu den ganz großen Nummern der Deutschen Welle. Mit seinem Comeback in den 90ern und dem gleichzeitig frühen Tod wurde er zum musikalischen Mythos. Trotzdem überrascht es, dass er post mortem sowohl ein erfolgreiches Musical als auch eine verfilmte Biografie bekommt.
"Falco - Verdammt wir leben noch" liefert genau das was man von einer Film-Bio erwarten kann. Regisseur Thomas Roth arbeitet dabei Genre-gerecht Anfänge, Erfolge und Niedergänge ab, und mischt dazu geschickt die (nachgestellten) Musikclips des extrovertierten Künstlers und Lebemanns. Der Film erhebt nicht unbedingt den Anspruch auf Vollständigkeit oder Tiefe, setzt aber einige Reizpunkte zum Mythos (z.B. Falcos Reaktion auf seinen Platz 1 in Amerika). Unbedingt hervorheben muss man die schauspielerische Lestung vom Musiker Manuel Rubey ("Mondscheiner"), der der zwiespältigen Ausstrahlung von Falco in seiner großartigen Darstellung ziemlich nahe kommt. Auch die anderen Schauspieler liefern eine mehr als ordentliche Leistung (Christian Tramitz einmal seriös als Manager). Letztenlich reicht das nicht zu mehr als einer sehr soliden und auch unterhaltsamen Wiederspiegelung des Lebens des Hans Hölzel alias Falco. In Österreich ist die Bio-Verfilmung dennoch neben "Die Fälscher" schon jetzt der erfolgreichste Kinofilm 2008.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 7)


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Freitag, 7. November 2008
James Bond 007: Ein Quantum Trost
Nachdem er von Vesper, der Frau, die er geliebt hat, betrogen wurde, kämpft 007 gegen das Verlangen an, seine nächste Mission zu einer persönlichen Angelegenheit zu machen. Fest entschlossen, die Wahrheit aufzudecken, verhören Bond und M (Judi Dench) Mr White (Jesper Christensen), der enthüllt, dass die Organisation, die Vesper erpresst hat, viel komplexer und gefährlicher ist als zunächst angenommen. Die forensische Abteilung des Geheimdienstes kann einen Mi6-Verräter mit einem Bankkonto in Haiti in Verbindung bringen. Aufgrund einer Verwechslung macht Bond dort die Bekanntschaft der schönen aber resoluten Camille (Olga Kurylenko), eine Frau, die ihre eigene Vendetta führt. Camille bringt Bond direkt zu Dominic Greene (Mathieu Amalric), einem rücksichtslosen Geschäftsmann und der treibenden Kraft innerhalb der mysteriösen Organisation.
Auf einer Mission, die ihn nach Österreich, Italien und Südamerika führt, findet Bond heraus, dass Greene ein Komplott schmiedet und versucht, die totale Kontrolle über eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen der Welt zu gewinnen. Um das zu erreichen, drängt er auf einen Deal mit dem im Exil lebenden General Medrano (Joaquin Cosio). Indem Greene seine Partner in der Organisation benutzt und seine einflussreichen Kontakte bei der CIA und in der Britischen Regierung manipuliert, verspricht er, das gegenwärtige Regime eines lateinamerikanischen Staates zu stürzen und dem General die Macht zu übertragen – als Gegenleistung für ein scheinbar wertloses Stück Land.
Inmitten eines Minenfeldes aus Betrug, Mord und Täuschung, verbündet sich Bond mit alten Freunden, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Auf der Suche nach dem Mann, der für den Verrat an Vesper verantwortlich ist, muss 007 der CIA, den Terroristen und sogar M immer einen Schritt voraus sein, um Greenes dunkle Machenschaften aufzudecken und seine Organisation zu stoppen.

Quelle: www.jamesbond.de




Der berühmteste Geheimagent der Welt ist zurück. Und er macht genau da weiter, wo er im "Casino Royale" aufgehört hat. Allerdings bietet "Quantum of Solace" viel mehr Elemente, die einen typischen Bond ausmachen: reihenweise exotische Schauplätze, Verfolgungsjagden zu Lande, zu Wasser und in der Luft, und schöne Frauen, die dem Charme von 007 erliegen. Wenn eine von ihnen mit einer Ganzkörper Ölung im Hotelzimmer liegt, wirkt das wie eine Reminiszenz an "Goldfinger". Dann kommt tatsächlich ein Hauch von Sean Connery auf (dessen Schuhe für den ansonsten mehr als souveränen Daniel Craig immer noch viel zu groß sind).

Zudem gibt Mathieu Amalric einen überzeugend verqueren Bösewicht (trotz oder auch wegen Oliver Rohrbecks Ben-Stiller-Stimme mit französisch tuntigem Dialekt). Auch der Titelfrequenz ist wunderschön gelungen und kann mit den besten Openern der 70er mithalten. Dazu bekommt der Film (im Gegensatz zum Vorgänger) endlich wieder ein explosives Finale, in dem Craig einmal mehr seine Tauglichkeit als Actionstar beweisen kann. Sieht man von der Überambitionierung in der Story ab, bei der Öl- und Wasservorkommen als Motiv der Schurken herhalten müssen und die Grenzen zwischen Gut und Böse auch in den Geheimdiensten deutlich verschwimmen, dann ist Regisseur Marc Forster ("Drachenläufer") eine rundum ordentliche Fortsetzung in bester Bond-Tradition gelungen ...

Deutlich Punktabzüge gibt es allerdings für den katastrophalen Schnitt. Zwar ist es für ein Franchise wie Bond legitim und auch notwendig, sich an den aktuellen Trends im Genre zu orientieren. Aber die mit den Bourne Filmen berühmt gewordene (und dort auch noch gekonnt eingesetzte) hektische Schnitt-Technik mit der authentisch wirkenden Wackel-Handkamera wird hier endgültig über Mass ausgereizt. Größtenteils ist es in den Actionszenen unmöglich, der Handlung zu folgen. Allein die zerhackte Vorspann-Szene ist grausam und verdirbt schon fast den Spaß, bevor auch nur die 007-Titelsequenz gestartet ist. Das erzeugt absolut keine Spannung sondern nur Kopfschmerzen. Es bleibt zu hoffen, dass die Action-Regisseure schnell wieder zur Vernunft kommen was diese (Un)Art des Schnittes betrifft.
Bewertung: 6,5/10

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Daniel Draig in 'Flashbacks of a fool'
Daniel Draig in 'Flashbacks of a fool'
Der alternde Hollywoodstar und selbstverliebte Lebemensch Joe Scott, wohnt mit seiner lakonischen, persönlichen Assistentin Ophelia in Hollywood. Mit dem Tod seines besten Jugendfreundes Boots beginnt eine Rückblende in Joes Kindheit in einem kleinen Seebad im England der 70er Jahre. Er erinnert sich an Jugendschwarm Ruth, die seine Liebe nicht erwiderte und später Boots heiratete; und auch Evelyn, die Freundin seiner Mutter, die ihn zu verführen versuchte, kehrt in seine Gedanken zurück. Auf Grund dieser Ereignisse verließ er seinerzeit England. Zurück in der Gegenwart, beschließt Joe nach England zu reisen, um sich seiner Vergangenheit zu stellen. Dort trifft er auch Ruth wieder, die trauernde Witwe von Boots.

Dass Daniel Craig mehr kann als nur den Geheimagenten geben, hat er schon mehrfach (wenn auch zumeist in Nebenrollen) bewiesen. Auch als zynischer Schauspieler, der aufgrund seines Alters über 40 keine Rollen mehr bekommt, liefert er eine durchaus charismatische Leistung (und das wo er mit 40 den vorläufigen Höhepunkt seiner eigenen Karriere erreicht hat). Trotzdem kommt der Film mit dem seltsamen Titel nicht über ein mittelmäßiges Rührstück hinaus, dessen unausgewoge Story letztendlich zwischen Zynismus und Melodram schwankend ins Leere läuft. Verspricht der erste Drittel des Films fast noch eine unterkühlte Geschichte am Rande der Satire, wandelt er sich mit der Rückblende ins pubertäre Familiendrama mit Erotikeinlagen, aber ohne wirkliche Atmosphäre. Von da ab wird die Handlung gleichwohl durchschaubar wie belanglos, zumal die Personen der Rückblende zu keinem Zeitpunkt wirklich berühren. Insofern verliert man als Zuschauer auch schnell das Interesse an der Gegenwart und an dem vermeindlichen "Finale".
Bewertung: 4,5/10


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