Samstag, 4. Oktober 2008
Der letzte Koenig von Schottland (2006)
Der junge schottische Arzt Nicholas Garrigan (James McAvoy) ist in Uganda am Ziel seiner Wünsche angelangt: Eine fremde Kultur und die Möglichkeit, das Gesundheitssystem mit aufzubauen, wecken seine Abenteuerlust. Unerwartet wird er zu einem Verkehrsunfall gerufen, in den der Staatspräsident Idi Amin (Forest Whitaker) verwickelt ist. Schnell steigt er zu dessen Leibarzt auf und gehört bald zum Kreis der engsten Vertrauten. Verwöhnt und vom Luxus berauscht, übersieht Garrigan zunächst die Greueltaten, die um ihn herum geschehen. Als er dann doch endlich Stellung bezieht, ist es beinahe schon zu spät. Und obendrein wendet der Diktator sich gegen seinen einstigen Schützling ...

Der erfahrene Dokumentarfilmer Kevin Macdonald porträtiert in seinem ersten Spielfilm eindrucksvoll das verarmte Land Uganda. Und Forest Whitaker liefert eine (mit "Golden Globe" und "Oscar") ausgezeichnete Vorstellung als paranoider und grausamer Diktator Idi Amin. Die eigentliche Hauptrolle spielt jedoch James McAvoy als junger Mediziner, der sich anfangs durch die charismatische (und teils schon knuddelige) Art des Herrschers einwickeln lässt und blind ist für die offensichtlichen Gewalttaten im Land. Aus seiner Sicht erlebt auch der Zuschauer die Manipulierbarkeit durch das eben nicht offensichtlich Böse. Dieses schleichende Einwickeln in den immer enger werdenden Fäden der Diktatur ist neben den schauspielerischen Leistungen das große Plus dieses semi-fiktiven Dramas, dass sich in den Eckdaten auf das Terrorregime im Uganda der 70er Jahre bezieht.
Bewertung: 7,5/10 (Moviepilot Prognose 7,5)


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Der Soldat James Ryan (1998)
Nachdem bei der Invasion der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 zwei von vier Brüdern, die in der US Army dienen, ums Leben kommen, und der dritte bereits eine Woche vorher in Neuguinea im Kampf gegen die Japaner gefallen war, entscheidet der Generalstab, den vierten Bruder, James Francis Ryan, nach Hause zu seiner Mutter zu schicken, um deren Leid zu lindern. Als Fallschirmjäger kurz nach der Landung in der Normandie befindet sich James Ryan wahrscheinlich in einer gefährlichen Lage. Also wird ein achtköpfiges Einsatzteam ausgeschickt, um ihn zu finden.

Der Regisseur erarbeitet sich mit seiner furiosen Eröffnungsszene einen wohlwollenden Kredit, der weit in den Film hineinreicht. Danach folgt er allerdings den Mechanismen eines Kriegsfilms, aufgespühlt mit dem üblichen spielbergschen Kitsch. In "Saving James Ryan" funktioniert seine Art von großem Kino allerdings wieder einmal hervorragend, dass der Zuschauer weit über den Anfang hinaus gepackt wird von der sinnlosen Grausamkeit des Krieges. Auch wenn der Film arg patriotisch (und dabei sehr schwarz-weiss-malend) geraten ist, die Geschichte selbst - auf wahren Begebenheiten beruhigend - ist nur so unglaublich wie die Mentalität der Amerikaner es zuläßt. Spielberg ist damit ein weiterer Klassiker gelungen, der mit den einfachen Mitteln des Kinos aufwühlt - und seinerzeit Maßstäbe für Kriegsfilme setzte.
Bewertung: 8,5/10

Eine ausführliche Kritik auf www.filmstarts.de
(im neuen Fenster zu öffnen)


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Michael Manns 'Heat' (1995)
Neil McCauley (Robert de Niro) ist der Kopf einer Gangstergang, deren minutiös geplanter Coup in die Hose geht, als einer seiner Männer drei Wachleute erschießt. Obwohl dadurch die Polizei von Los Angeles auf ihn aufmerksam geworden ist, will er den letzten Bankraub seiner kriminellen Karriere wie geplant durchführen. Doch dann wird er verraten und verliert bei der Schießerei mit der Polizei ein Bandenmitglied, während sein bester Freund verletzt wird. Noch bevor er fliehen kann, wird McCauley von seinem Erzfeind, dem Cop Vincent Henna (Al Pacino), gestellt.

"Heat" gilt als einer der größten Gangsterfilme der 90er und als Meisterwerk von Michael Mann. Mit dem Abstand von 16 Jahren wirkt das Epos allerdings eher wie eine teuer aufgestylte Kinoversion des damals typisch sterilen TV-Looks ("Miami Vice"). Die zumeist regungslose Kameraführung und der fast statische Schnitt wirken ebenso antiquiert wie die durchgehenden blau-grauen Töne und die kaum vorhandene Musik. Das Ganze zieht sich dann noch in die Überlänge, ohne dass der Film sich heutigen Sehgewohnheiten auch nur annähert. Die Sensation war und ist allein das Zusammenspiel der beiden Leinwand-Riesen De Niro und Pacino (die genau genommen vor dem Finale nur eine gemeinsame Szene haben - nach über einer Stunde). Alles andere ist aus heutiger Sicht Hype, den der Regisseur mit der Zeit und Projekten wie "Miami Vice Reloaded" selbst wieder entzaubert.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 8)


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The Job (2003)
Dem Drogenhändler Vernon Cray (Alex Rocco) kamen zwanzig Kilo feinstes Marihuana abhanden, Auftragsmörderin C.J. March (Daryl Hannah), von ihrem Job längst angeödet, soll den Stoff aufspüren und mit dem Dieb kurzen Prozess machen. Die neuen Besitzer des Grases entpuppen sich als naiver Junggauner Troy Riverside (Brad Renfro) und seine Freundin Emily Robin (Dominique Swain), die in anderen Umständen ist, was CJ, die ihrem Chef eine Schwangerschaft verschweigt, erstmalig in allerhand Gewissenskonflikt stürzt. Als dann auch noch mit Rick (Eric Mabius) ein netter Mann in ihr Leben tritt, träumt CJ ernsthaft vom Ausstieg.

Erschreckend platte Gangster Geschichte um den armen Buben, der sich Drogen krallt und mit seiner Freundin fortan von Killern gejagt wird (gab es schließlich fast noch nie im Film). Angereichert wird die unoriginelle Story nur durch die doppelte Schwangerschaft von der Jägerin und der Gejagten, was einige anstrengende Nebenplots liefert. Daryl Hannah wirkt dabei nicht nur äußerlich ziemlich heruntergekommen. Einzig die Erinnerung an Brad Renfro macht das Machwerk noch eben erträglich.
Bewertung: 1/10


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The Football Factory (2004)
Tommy Johnson (Danny Dyer) und seinen Hooligan-Freunden geht es bei einem Fußballspiel in erster Linie um die dritte Halbzeit: Die Prügelei mit den Fans der gegenerischen Mannschaft gehört für sie ebeno zum Wochenende wie jede Menge Bier, Drogen und eine blutige Nase. Während Tommys Team auf das große Spiel gegen den Erzrivalen zusteuert, gerät sein Leben in der trostlosen Londoner Vorstadt aus den Fugen. Er hat sich mit dem Anführer des verfeindeten Lagers angelegt und beginnt zu ahnen, dass er mit seinem Lebensstil auf einen Abgrund aus Gewalt und seinen baldigen Niedergang zusteuert.

Ein Hoch auf Danny Dyer, der die coole Sau gibt wie in seinen meisten Filmen! Abgesehen von seiner Leistung dokumentiert der Film eine brutale Gewaltszene, ohne eine Distanzierung aufzubauen. Das lässt die aggressiven Dialoge und Prügelszenen abschreckend wirken, anstatt einen Bezug zum friedsamen Zuschauer herzustellen oder ihn auch nur in irgendeiner Weise zu berühren. Hinzu kommt, dass man die verschiedenen Motive schon in Filmen wie "Hooligans", "Trainspotting", "Footsoldier" aber auch "American History X" gesehen hat, allesamt Filme, die mich mehr überzeugt haben. Insofern ist "Football Factory" einfach nur laut, aggessiv - und überflüssig.
Bewertung: 3/10 (Moviepilot Prognose 7,5)


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Freitag, 3. Oktober 2008
Ben Stillers 'Tropic Thunder' im Kino
Der abgehobene, aber nicht übermäßig helle Superstar Tugg Speedman (Ben Stiller) steckt in der Krise. Sein Behinderten-Drama „Simple Jack“ brachte ihm statt einem Oscar Hohn, Spott und einen Riesenreinfall an der Kinokasse. Nachdem der Wechsel ins ernste Fach katastrophal missglückt ist, will Speedman wieder an alte Erfolge anknüpfen. In Südostasien soll das teuerste Vietnamkriegs-Drama aller Zeiten entstehen. Der heimlich drogensüchtige Comedy-Star Jeff Portnoy (Jack Black) versucht derweil, sein ramponiertes Image aufzupolieren, während der fünffache Oscar-Preisträger Kirk Lazarus (Robert Downey Jr.) zum ganz großen Schlag ausholen will. Der australische Method-Actor lässt sich für die Dreharbeiten die Haut pigmentieren, um die Rolle als farbiger Amerikaner spielen zu können. An ihrer Seite stehen der schwarze Rapstar Alpha Chino (Brandon T. Jackson) und der Nachwuchsschauspieler Kevin Sandursky (Jay Baruchel). Doch die Produzenten bekommen kalte Füße und wollen das Projekt stoppen. Da entschließt sich Debüt-Regisseur Damien Cockburn (Steve Coogan) zu einer radikalen Maßnahme. Er dreht im Guerillastil mit im Dschungel versteckten Kameras auf eigene Faust weiter. Aber schon nach kurzer Zeit bekommt der Filmemacher ein existenzielles Problem. Die Schauspieler sind nun auf sich allein gestellt. Dumm, dass sie in einen Drogenkrieg geraten und für eine amerikanische Spezialeinheit gehalten werden.
Quelle: filmstarts.de


Ben Stiller zeigt bereits in den ersten 10 Minuten, was er anstellt, wenn man ihm 70 Millionen Dollar zum Spielen gibt. Er zündet ein Feuerwerk an geschmacklosen Gags und sprengt mal eben den halben Dschungel in die Luft. Dabei liefert er eine giftige Satire auf Klassiker wie "Apokalypse Now" und "Platoon" (die große Sterbegeste vom Cover), bei der nicht wenig Gedärme fliegen. Allerdings ist "Tropic Thunder" nicht nur Kriegsfilm Satire, sondern vielmehr eine Bloßstellung der gesamten Film Branche und seinen Mechanismen.
Stiller kennt als Regisseur dabei keine Geschmacksgrenzen und massakriert Pandas, schleudert meuchelnde Kinder durch den Dschungel und leckt einen frisch abgehackten Kopf aus, um zu beweisen, dass alles nur Show ist. Er ist äusserst schmerzfrei bei der Wahl des Niveaus. Gleichzeitig ist es immer wieder Hollywood, das kräftige Breitseiten bekommt (Running Gag: was für Behinderte muss man für einen Oscar spielen). Die Schlagzahl der Insider und Anspielungen auf andere Filme ist derart hoch gehalten, dass man sie beim ersten Schauen gar nicht alle erfassen kann.



Für seine Verarsche mobilisiert Stiller ein Arsenal an Star Cameos, das seinesgleichen sucht (wikipedia.org zählt 15 Personen, die sich selbst spielen). Auch die Nebenrollen explodieren förmlich in ihrem aufgedrehten Spiel (Nick Nolte, Danny McBride und - natürlich - der viel gelobte Tom Cruise als schmieriger Studioboss). Vergleichsweise introvertiert gibt Robert Downey jr den Australier, der den schwarz pigmentierten Amerikaner kopiert. Sein punktgenaues Spiel ist es aber, das ihn vom überdrehten Auftritt der Kollegen schon wieder abhebt. Zu denen gehören Jack Black als Drogenjunkie und der Regisseur Stiller selbst. Bei den beiden hat man allerdings das Gefühl, dass sie ihre stereotypische Klischee-Rollen herunterspielen, und das sogar ziemlich lustlos. Man bekommt hier deutlich den Eindruck, dass die Figuren insgesamt zum Abziehbild der zu erwartenden Standards verkommen, die nur die Ansammlung an Gags zusammenhalten. Das Pointen-Gewitter gibt der Handlung gleichzeitig eine Oberflächlichkeit, aus der man vielleicht noch mehr hätte rausholen können, wie z.B. die maßlos unterschätzte Satire "Lieblingsfeinde" vormacht. Trotzdem liegt "Tropic Thunder" meilenweit über der Qualität der üblichen "Movie"-Parodien - vor allem der letzten Zeit ("Epic", "Date", "Meet the Spartans").
PS Den angekündigten Film "Satan's Alley" mit Robert Downey jr und Tobey Maguire hätt ich jetzt schon gern gesehen ;-)
Bewertung: 7/10 (Moviepilot Prognose 8)


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25 Stunden (2002)
Monty Brogan (Edward Norton) ist als Drogenhändler zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt worden. Zu Beginn des Filmes steht er in der Situation, in 25 Stunden die Haftstrafe antreten zu müssen. Im Laufe des Tages nimmt er Abschied von seinem Vater, seiner Freundin, seinen Freunden und seinem Auftraggeber. Alle haben sie eigene Probleme mit sich und der Situation. Sein Vater (Brian Cox) appelliert an seinen Sohn, sich der Gefängnisstrafe zu entziehen, seine Freundin (Rosario Dawson) hat ihn vielleicht an die Polizei verraten, sein Auftraggeber, den Monty nicht verraten hat, bietet ihm an, den Vater zu unterstützen, Monty möchte sich allerdings der Szene entziehen. Seine beiden ältesten Freunde, der Lehrer Jacob (Philip Seymour Hoffman), der in seine Schülerin Mary verliebt ist, und der zynische Broker Frank (Barry Pepper), haben eigene Probleme in ihrem Leben. Einzig ihre Freundschaft gibt ihnen noch Halt. Beide bittet Monty um einen letzten Gefallen.

Vermutlich hatte "25 Stunden" anfangs nur die letzten Momente in Freiheit zum Thema, bis nach dem 11.09. der Terror überlaut im Skript einschlug und bereits im Vorspann als New York mit zwei Lichtern statt der Twin Tower thematisiert wird. Auch wenn die Verbindung der beiden Themen sehr aufgesetzt wirkt, sind genau die Szenen, die sich voller Wut mit dem New York nach dem Anschlag beschäftigen, die stärksten Momente des Films. Wenn Edward Norton, in seiner besten Rolle nach "Fight Club", vor dem Spiegel eine Wutrede gegen das neue New York hält (und dabei offenkundig an Robert De Niros "Taxi Driver" erinnert), wirkt das wie eine verzweifelte Sympathiebekundung. Wenn Philip Seymour Hoffman und Barry Pepper auf den Ground Zero herabblicken und fast aus ihrer Rolle fallen, merkt man den physischen Knacks der Beteiligten so kurz nach der Zerstörung. Auch der Monolog des Vaters zum Schluß, der Nortons Wutrede inhaltlich umkehrt, ist eine offen getragene patriotische Liebeserklärung. Entscheidend getragen wird die bedrückende Atmosphäre durch den schweren Score zwischen Jazz Elementen und pakistanischen Einflüssen (Qwwali-Musik?). Über Edward Norton (und seiner ebenso genialen Synchronstimme von Andreas Fröhlich) muss man sicher ebenso wenig sagen wie über die erlesene Auswahl der Nebendarsteller. Die Frage, inwieweit das Ende des Films zu pathetisch und unpassend ausgefallen sein könnte, halte ich dabei nicht einmal für so wichtig. Schließlich tritt die eigentliche Haupthandlung ohnehin behäbig auf der Stelle und wäre ohne die kraftvollen Einzelszenen fast belanglos. Als Abschluß des atmosphärisch dichten Films über New York ist der Abgesang zumindest konsequent und sorgt für Gänsehaut.
Bewertung: 7,5/10


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