Freitag, 15. August 2008
KEINOHRHASEN
Die romantische Komödie von Regisseur Til Schweiger ("Barfuss") erzählt die Geschichte des Reporters Ludo (Til Schweiger), der sich zusammen mit dem Fotografen Moritz (Matthias Schweighöfer) Tag für Tag auf der Suche nach Stars macht. Sein Wunsch nach einer sensationellen Nachricht führt dazu, dass er schon mal die Schlagzeilen selbst erfindet. Als er dieses Mal zu weit geht, wird er von einem Gericht zu 300 Sozialstunden verdonnert und muss diese ausgerechnet in dem Kindergarten seiner ungeliebten Jugend Bekanntschaft Anna (Nora Tschirner) ableisten, die ihre Chance sieht ihm das Leben dort zur Hölle zu machen ...

Til Schweiger ist es gelungen, den bis dato erfolgreichsten Film des Jahres - und einen der erfolgreichsten deutschen Filme überhaupt - zu produzieren. Dabei ist "Keinohrhasen" nichts anderes als eine typisch deutsche Beziehungskomödie wie es sie in den 90ern zuhauf gab. Schweiger gelingt es einfach, das Beste aus dem Genre zu vereinen und zu perfektionieren. Die Gags sind erfrischend, Kinder immer gut fürs Wohlfühlen und die Romanze wird von ihm und Nora Tschirner glaubhaft auf die Leinwand übertragen. Auch die Nebenrollen überzeugen, allen voran Matthias Schweighöfer (vor seinem "Der rote Baron"-Debakel) und Jürgen Vogel mit seinem Auftritt als Realverfilmung von "Dieter - der Film". Mit dem (etwas künstlichen) Einbinden des Welterfolges "Apologize" von Timbaland ist Schweiger zudem auf dem Soundtrack ein Geniestreich gelungen. Er hat also alles und noch mehr einfach richtig gemacht. "Keinohrhasen" ist nicht nur eine weitere deutsche Romantik Komödie, es ist DIE Komödie, die in dem Genre für die nächsten Jahre der Maßstab sein wird.
Bewertung: 7,5/10


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"Stop-Loss" mit Ryan Philippe auf DVD
Bei ihrer Heimkehr nach Texas nach ihrem blutigen Irakeinsatz werden Brandon und sein bester Freund Steve Shriver sowie ihr Kamerad Tommy als Kriegshelden gefeiert. Doch die Rückkehr in den Alltag fällt schwer. Tommys Ehe geht in die Brüche, Steve rastet bei einem Anfall aus. Lediglich Brandon hat sich unter Kontrolle. Als er allerdings erfährt, dass er erneut einberufen wird, beschließt er zu desertieren. Steves Freundin reist mit ihm nach Washington, wo er auf die Unterstützung eines Senators hofft.

Ebenso wie "Valley of Elah" handelt auch "Stop-Loss" von den Soldaten, die aus dem Irak zurückkehren und mit ihrem Leben in der Heimat nicht mehr klarkommen. Allerdings wird ihr Schicksal nicht von einem Aussenstehenden beobachtet, sondern direkt aus der Sicht der Betroffenen gezeigt, die unter Albträumen und Halluzinationen leiden. Trotz ihrer körperlichen oder geistigen Schäden verwandeln sich die Jungs aber nicht zu moralinsauren Pazifisten, die alles ändern möchten. Vielmehr stehen sie weiter zu ihrem Vaterland und ihrer eigenen Pflicht, nicht merkend, wie sie selbst daran kaputt gehen. Der Knackpunkt für Brandon King ist allerdings, dass er seine Pflicht erfüllt sieht, sich aber vom Vaterland mit dem erneuten Einzug verraten fühlt und einfach sauer ist, zumal er keine Möglichkeit sieht, den "Fehler" des Staates korrigieren zu können. Das ist die eigentliche Motivation der Geschichte, die von Kimberly Peirce ("Boys don`t cry") fernab der üblichen Hollywood Klischees erzählt wird. Dabei gelingt ihr nicht nur, die Grausamkeit an der Kriegsfront in (den ersten) 10 Minuten aufzuzeigen, sondern auch die Verlogenheit und Stammtisch Mentalitäten in der Heimat zu porträtieren. Ryan Philippe, der bereits in "Flags of our fathers" den Heimkehrer spielte, zeigt hier seine bisher beste schauspielerische Leistung, wenn er die innere Zerrissenheit des jungen Soldaten darstellt. Auch die anderen Jungs geben beeindruckende Vorstellungen als psychisch kaputte Rückkehrer. Besonders Joseph Gordon-Levitt ("Mysterious Skin") empfielt sich ein weiteres Mal für größere Aufgaben. Daß die Regisseurin am Ende die konsequenteste aller Entscheidungen auswählt, ohne verlogenes Happyend oder gar melodramatische Endlösung, rundet den Gesamteindruck des hervorragenden Dramas nur noch einmal ab. Es ist sehr bedauerlich, dass der Film im patriotischen Amerika - offensichtlich wegen seiner kritischen Haltung - völlig unter Wert lief und hierzulande nur auf DVD erschien.
Bewertung: 8,5/10


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Donnerstag, 14. August 2008
Losing my Religion

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SAW IV - Jigsaw lebt ...
Nachdem die Polizei die Leiche von Detective Kerry (Dina Meyer) entdeckt hat, schalten sich die Agenten Strahm (Scott Patterson) und Perez (Athena Karkanis) in den Fall des Serienmörders Jigsaw aka John Kramer (Tobin Bell) mit ein, offiziell um Detective Hoffman (Costas Mandylor) zu unterstützen. In Wahrheit jedoch verfolgen sie Spuren, die auf einen Maulwurf innerhalb des Polizeiapparats hindeuten, der mit dem Killer zusammengearbeitet haben soll.
Als nächstes tappt SWAT Commander Rigg (Lyrig Bent) in eine der perversen Fallen des Jigsaw. Ihm bleiben 90 Minuten, um zu verhindern, dass der überraschenderweise noch lebende Eric Mathews (Donnie Wahlberg aus "SAW II") gehängt und der inzwischen entführte Hoffman gegrillt wird. Doch auf dem Weg zum Ziel muss Rigg erst eine ganze Reihe von schwierigen, ihn zum Äußersten treibenden Tests durchlaufen. Offensichtlich versucht Jigsaw Rigg im Verlauf der blutigen Odyssee zu seinem Nachfolger zu erziehen...


Man kann es sich einfach machen, die Horror-Reihe und diesen vierten Teil auf seine Folterszenen reduzieren und damit ablehnen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass das Original eines der besten Horrorfilme der letzten Jahre ist. Was die Fortsetzungen - im Gegensatz zu all den "Halloweens", "Freitag der 13te" und den nicht zählbaren Plagiaten - ausmacht, ist das ständige Bemühen um Kontinuität und Storylines, die sich aufeinander beziehen. Während "SAW 2" sich noch lose mit dem Original verband, baute der dritte Teil schon deutlich auf die Geschehnisse in Eins und Zwei auf. Im Teil Vier ist es fast unabdingbar, dass man die anderen Filme gut kennt, weil unzählige Handlungen und auch Figuren auf die Vorgänger beruhen. Mit der Zeit wirkt die gesamte Geschichte allerdings immer aufgeblasener und unglaubwürdiger, wenn man wieder und wieder einen neuen Background dazupackt (der "Akte-X"-Effekt). Und dass Kontinuität nicht gleich Logik bedeutet, merkt man mit jedem neuen Teil immer deutlicher.
Was allerdings zum Markenzeichen der Reihe geworden ist, sind die expliziten Folterszenen, die immer wieder neue Varianten des Schmerzes aufzeigen müssen. Während im letzten Teil die ersten drei Szenen nur den Zweck hatten, die perverse Erwartung des darauf lauernden Fans zu erfüllen, bevor die Geschichte überhaupt erst anfängt, hielt man sich im aktuellen Teil wohltuend zurück. Vielmehr sind die Mordszenen eingebettet in einen Horror-Parkour, den Detective Rigg (in Teil zwei noch eine Statistenfigur) durchlaufen muss, um am Ziel Kollegen aus einer tödlichen Falle zu befreien. Als Idee nicht schlecht, wirkt diese Hatz allerdings wie ein Schaulaufen für die neusten Meuchelvarianten.
Genau da steht sich die Reihe selbst im Weg. Sie versucht eine vermeindlich intelligente Horrorstory mit immer wieder neuen Wendungen und perversierten Gewaltszenen zu füllen. Rein filmisch sieht das mit bizarrer Ausleuchtung und modernen Schnitten weiterhin sehr cool aus, der Verlauf der Geschichte wirkt aber derart künstlich berechnend, dass es kaum noch berührt. Bei allen vermeindlich positiven Aspekten der Reihe gegenüber anderen Horrorvarianten, sollte dieses Kalkül bei den Fans, denen es nicht nur um die Gewalt geht, allmählich nur noch ein dezenten Stirnrunzeln hervorrufen.
Bewertung: 5,5/10 (Moviepilot Prognose 5,5)


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