Montag, 12. Mai 2008
Tatort: Der frühe Abschied
In der Wohnstube schreit sich seine Frau die Seele aus dem Leib, im Kinderzimmer liegt der leblose Körper des Sohnes. Patrick (Tom Schilling) ist sich sicher, dass Tamara (Lisa Hagmeister) den Säugling umgebracht hat. Schließlich starb auch schon das erste Kind kurz nach der Geburt unter mysteriösen Umständen. Während für Dellwo (Jörg Schüttauf) der Fall klar ist, hat Kollegin Sänger (Andrea Sawatzki) Zweifel an der Kindsmord-These…



Bisher fand ich Tom Schilling zwar immer sehr sympatisch als Darsteller in seinen Filmen (Schublade: der liebenswerte aber etwas panische Junge), aber mit großen Schauspielleistungen konnte er dabei nicht glänzen. Insofern bin ich beeindruckt, dass er sich hier einmal in einem etwas andere Rollenbild (als verzweifelter Vater) zeigen kann - und das ausgezeichnet bewältigt (im wahrsten Sinne ausgezeichnet, bekam er für diese Rolle den "Deutschen Fernsehkrimi Preis"). Selten konnte man Schilling derart intensiv erleben wie hier als überforderten Ehemann und Vater. Auch seine Kollegen (besonders Lisa Hagmeister als Mutter) überzeugen durch ihr überdurchschnittliches, emotionales Spiel. Jeder Satz und jeder Blick sitzt und fügt sich in das Gesamtbild der jeweiligen Szene.

Ein besonderes Lob gebührt der Regie (Lars Kraume "Keine Lieder über Liebe"), die einen derart dichten Krimi inszeniert hat, dass man fast an den Lippen der Akteure klebt, um der Geschichte zu folgen. Und zwar nicht wegen dramatischer Musik oder billiger Effekte, sondern einfach wegen der Darstellung der Geschichte um Kindsmord (wie man sie aus den Schlagzeilen zur Genüge kennt) und der schnellen Vorverurteilung ("Die Presse lechzt doch nach jedem weiteren Beweis für die Verrohung unserer Gesellschaft").

Dass es keine eindeutige Auflösung und kein Happy End gibt, ist nur konsequent für einen Krimi, der das sensible Thema nicht einschaltquotenfördernd ausschlachtet, sondern das Schicksal der Personen glaubhaft in Szene setzt. Wenn es mehr solche Tatorte gibt, dann wäre das ein Grund häufiger einzuschalten.
Bewertung: 8/10




Eine ausführliche Besprechung von Teleschau - Der Mediendienst

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Sonntag, 11. Mai 2008
Bye Bye Harry
Ian (Iddo Goldberg) und Emma (Joanna Page) fahren trotz akuter Beziehungskrise gemeinsam in die Schweiz, um einen antiken Jaguar zu gutem Geld zu machen. Bei dieser Gelegenheit will man Ians Bruder Stuart (Tim Dutton) und Schwägerin Sophie (Veronica Ferres) besuchen, doch kommt es schon auf der Anreise zu einem folgenschweren Unfall mit dem Edel-Kfz. Um ein drohendes finanzielles Debakel zu vermeiden, greift Ian zu einem Trick und entführt gegen Lösegeld die sterblichen Überreste des unlängst verblichenen Komiker-Weltstars Harry Hackett. Zwei zwielichtige Automechaniker (Til Schweiger und Bela B.) haben aber ganz andere Pläne ...

So sieht es also aus, wenn Regisseur Robert Young ("Wilde Kreaturen") mit deutschen Darstellern britisch-schwarzen Humor inszenieren will. Den typisch britischen Stil merkt man in jeder Szene, allerdings bleibt das mittelmäßige Drehbuch hinter ähnlichen Filmen wie "Grabgeflüster“ oder "Puppenmord" deutlich zurück. Auch die Darsteller agieren eher durchschnittlich (ausser dem sympatischen Iddo Goldberg) und wirken in der Synchronisation zudem ungewöhnlich künstlich (Schweiger mit Pseudodialekt).
Nun ist es schon manchen erfahrenen Regisseuren gelungen, aus mässigen Drehbüchern und durchschnittlichen Darsteller Leistungen einen unterhaltsamen bis sehr witzigen Film zu basteln. Leider beschränkt sich die Erfahrung von Robert Young auf die 93er Klamotte "Und ewig schleichen die Erben" und auf "Wilde Kreaturen" von 1997 (wo er aber gerüchteweise von Fred Schepisi ersetzt wurde, der das Ende nachdrehen musste). Und das merkt man dem Film auch an, der in jeder Szene seltsam blass bleibt.
Ich kann mich nicht dem Eindruck erwehren, dass "Bye bye Harry" hätte sehr witzig werden können, wenn man ihn mit mehr Pfiff, Elan und Tempo inszeniert hätte. So ist er nur mässig unterhaltende Durchschnittsware.
Bewertung: 3,5/10


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