Sonntag, 30. März 2008
Unter der Erde lauert der Tod
"Superstar Pink erlebt klaustrophischen Psycho-Horror in den Pariser Katakomben. Eine wilde ausgelassene Party im 300 km langen, verzweigten Tunnelsystem endet in einer alptraumhaften Verfolgung. Höchstmaß an Spannung!
Vor 200 Jahren war auf den Pariser Friedhöfen der Platz ausgegangen. Die Toten lagen in den Strassen und verwesten bis ein labyrinthisches Tunnelsystem Abhilfe schaffte. Die Stadt der Liebe beherbergt tief unter der Erde einen grauenvollen Friedhof und noch immer ranken sich Geschichten, um halbmenschliche Kreaturen, die zwischen Skeletten im Untergrund leben ..."


So (verfälscht) beginnt der offizielle (und im Internet weit verbreitete) Pressetext zur DVD-Veröffentlichung "Catacombs - Unter der Erde lauert der Tod". Zuerst einmal: die Darstellerin der Schwester Carolyn ist tatsächlich DIE Sängerin Pink (Alecia Moore). Allerdings spielt sie eher eine Nebenrolle in diesem Horrorfilm, dessen Blickwinkel ganz focussiert ist auf Victoria (Shannyn Sossamon), die als Amerikanerin zum ersten Mal nach Paris kommt.

Carolyn verschleppt die verängstigte Schwester in die Pariser Katacomben auf eine ausgelassene Techno Party, um wenig später spurlos zu verschwinden - wie auch alle anderen Party Gäste. Victoria ist nun allein und wird anscheinend verfolgt ...
Was man nun "sieht" ist teils wirklich beängstigend. Durch die Suggestion, einzig die Taschenlampe leuchte die Szene aus, wirkt ein Großteil der folgenden Handlung äußerst klaustrophisch für den Zuschauer. Überhaupt ist die Ausleuchtung ein grosses Plus für den Horror und macht einen Großteil des Schreckens aus. Auch die Technoszenen mit ihrem Flackerlicht sorgen in den Massenszenen für Irritationen und Schrecken.

Trotzdem wirkt der Horror nur bedingt. Vor allem am Anfang scheint die Handlung zu aufgesetzt, zu offensichtlich - und zu sehr auf cool getrimmt. Zuviel Horrorgeschichten verwässern die Story und verwirren auch. Allein die dramatische Einleitung mit der ganzen Friedhofslegende ist zu plump und breitgetreten. Weniger hätte nicht nur ausgereicht, sondern wäre gar mehr gewesen.
Ausserdem ist die Story an sich zu ruckartig und abgehackt geschnitten: Plötzlich ist sie allein, plötzlich taucht ein Monster auf, plötzlich ist sie wieder bei den Tanzenden, plötzlich bricht dort das Chaos aus usw ... Diese Hektik im Handlungsfluß mag hip sein, ich habe es als störend empfunden. Besonders der Bruch von dem Chaos auf der Tanzfläche über die Bewusstlosigkeit zu dem absoluten Alleinsein hat mich schwer irritiert ...

Der Twist am Ende ist dann so neu nicht und wirkt nach kurzer Überraschung auch ziemlich aufgezwungen (wird aber von mir nicht näher kommentiert wegen Spoilergefahr). Insgesamt ist der Film origineller als viele durchschnittlichen Horror-Teenie-Meucher-Filme, verschenkt aber durch zu viel Offensichtlichkeit und aufgesetzter Coolness eine ganze Menge Potential.
Bewertung: 6,5/10

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Freitag, 28. März 2008
JUMPER spaltet Kritiker und Zuschauer
Der heute auch in Deutschland angelaufene Kinofilm "Jumper" basiert auf der erfolgreichen Buchreihe von Steven Gould. Durch einen genetischen Defekt ist es Davey (Hayden Christensen) möglich zu teleportieren. Ein One Night Stand in Florida, dann zum Frühstück nach New York, Sightseeing in Rom, gleich im Anschluss Wellenreiten auf den Fidschis und zwischendurch noch ein schneller Lunch auf dem Kopf der Sphinx - alles kein Problem für den "Jumper".

Davey bemerkt jedoch schnell, dass diese Gabe auch mit Nachteilen behaftet ist. Schon bald befindet er sich mitten in einem Krieg, der seit Jahrtausenden andauert zwischen den "Jumpern" und den "Paladinen", die geschworen haben sie zu töten.



Was für ein Traum: Von Zuhause abhauen, keine Geldsorgen haben, durch die Weltgeschichte JUMPEN und dann noch das Mädchen seines Herzens beeindrucken können. Das allein gibt schon genug Stoff, aus dem Kinoträume sind. "Jumper" bietet dazu ästhetische Bilder mit gutaussehenden Menschen an aufregenden Orten sowie coole Effekte mit stylische Schnitten und wilden Szenenwechseln.

Doug Liman, der bereits Filme wie "Swingers", "Die Bourne Identität" und das Pitt-Jolie Vehikel "Mr & Mrs Smith" auf die Leinwand gebracht hat, verschwendet keine Zeit mit langen Erklärungen, sondern entführt die Zuschauer direkt in die Geschehnisse. Die genauen Hintergründe der "Teleportation" werden ebenso wie die Motive der Gegner nur angerissen - zugunsten optischer Höhepunkte, technischer Spielereien und ständig wechselnder Schauplätze (in New York City, in Michigan, in Toronto, in Mexiko, in Paris, in Prag, in Rom, in Tokio und in Ägypten). Auf der Basis eines "Popcorn Kino"-Films funktioniert der Film definitiv.

Trotzdem sind die Kritiken teilweise niederschmetternd. Zu seicht sei die Handlung, zu oberflächlich die Motivierung der einzelnen Personen. So urteilt die Zeitschrift Cinema: "Die originelle Idee von einem jungen Mann, der sich über alle moralischen Grenzen hinwegsetzt, verschenkt er zugunsten eintöniger Spezialeffekte und oberflächlich entwickelter Zusatzplots wie Daveys Konflikt mit seinem Vater...".

Auch die Darsteller werden hart kritisiert. Vor allem Hayden Christensen wird bei jeder Gelegenheit als hölzern und ohne Charisma abgestraft (wobei ich mich frage, was er in dieser Art von Film anderes tun sollte als cool auszusehen - Shakespeare rezitieren ???). "Hallam Foe" Jamie Bell und Rachel Bils aus der Serie "OC California" kommen vergleichsweise glimpflich davon.



Das mag nun alles richtig sein. Viele Handlungsstränge und Beweggründe werden nicht näher erläutert, sondern "sind einfach so". Besonders die Rolle von Samuel L Jackson wirkt ziemlich unerklärt und unausgearbeitet. Aber trotz alledem macht es einfach SPASS, diesen Film mit seinen Akteuren und seinen berauschenden Bildern auf der grossen Leinwand zu sehen. Und den sollte man im Kino auch einfach einmal genießen können.

Das sehen die Kinobesucher weltweit offenbar ähnlich. In den internationalen Charts war "Jumper" mehrere Wochen an der Spitze und hat seine Produktionskosten inzwischen mehr als zweimal wieder eingespielt. In Amerika hat er das Einspielergebnis von Wil Smiths Hit "I am Legend" bereits hinter sich gelassen. Und auf der Homepage des eben zitierten Cinema Magazines ist das Voting der Zuschauer - im Gegensatz zur Bewertung der Redaktion - auch zu über 50% mit dem Daumen nach oben. Einem kommerziellen Erfolg in Deutschland (500.000 Kinobesucher aufwärts und dann eine fundamentale Auswertung auf DVD im August) steht somit bei aller Kritik nichts im Wege.

Eine Fortsetzung des ohnehin auf eine Trilogie ausgelegten Stoffes scheint schon beschlossene Sache. Vielleicht gibt es dann auch mehr Antworten für das relativ offene Ende - mit mehr Background und Tiefe, um auch die Kritiker zu befriedigen (die ich ansonsten an die tiefsinnig ausgearbeiteten Abenteuer eines Luke Skywalkers verweisen möchte).
Bewertung: 9/10

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